Bangkok: 21. – 23. November 2562
Nein, wir schreiben nicht aus der Zukunft – irgendwie hat uns der Flug von Indien vom Jahr 2019 in das Jahr 2562 katapultiert. Keine Ahnung, aber die Thailänder werden schon wissen wie man die Uhr liest. Im Vergleich zu Indien scheint Thailand wirklich um 500 Jahre „zivilisierter“, zumindest was die Austattung an Supermärkten, High End Malls, Seife in Badezimmern angeht. Wir genießen die Metropole wie im Wahn. Wir werfen mit Geld um uns, weil es plötzlich so leicht ist für Sachen Geld auszugeben: wir gehen uns in Supermärkten mit Snacks eindecken, trinken gekühlte Fruchtsmoothies auf der Straße, überall wird einem an kleinen Essenständen für den ein oder anderen Baht Essen angeboten. Unser Ziel für den Ankunftstag ist leicht: endlich gibt es hier Kinos, die nicht nur Bollywood Streifen zeigen. Wir wollen Joker im Kino im Originalton hören, in Berlin haben wir es vor der Abreise leider nicht mehr geschafft. Da der Film erst Abends spielt, schauen wir uns tagsüber ein paar buddhistische Tempel an. Davon gibt es hier im Vergleich zum Süden Indiens nämlich plötzlich wieder unfassbar viele. Auf dem Weg dorthin passiert das eigentliche Highlight des Tages: wir finden einen Frisör, der sich Alex Hippiematte annimmt. 😉 der Besuch ist witzig, die Thais verstehen uns nicht und wir sie nicht. Fragen zum Haarschnitt werden grundsätzlich mit Kat geklärt, was der Mann will ist nebensächlich. Wir haben Spaß und Alex sieht mit seinen kurz geschorenen Haaren und dem Rauschebart mittlerweile aus, wie ein Himalaya-Bergsteiger Typ. Finden wir im Frisörsalon auf jeden Fall alle gut!



Der Weg ins Kino ist schön. Wir laufen einen kleinen Weg am Fluss entlang und können den Anwohnern ins Wohnzimmer schauen. Beziehungsweise, teilweise stehen wir auch einfach im Wohnzimmer, die werden hier nämlich einfach nach draußen verlegt. Wir erreichen eine Bootsstation und nehmen die nächste Gondel in die Innenstadt. Wir erreichen ein Stadtviertel, das gefühlt nur aus riesen Malls besteht. Es sind so viele, dass wir erst in drei falsche gehen müssen, bis wir „unsere“ Mall mit dem Kino finden. Ärgert uns aber überhaupt nicht, wir laufen so nämlich direkt durch einen „Weihnachtsmarkt“ und futtern noch ein paar Pancakes und Grillspieße. Der Kinobesuch verwandelt sich schnell in ein interkulturelles Highlight. Vor dem Abspielen des Films erscheint ein Standbild des Königs, darunter offenbar die thailändische Aufforderung, ihm Respekt zu erweisen. Alle Kinogäste stehen auf und für uns folgt eine Minute der absoluten Verwirrtheit und vor allem des „jetzt-bloß-nicht-laut-lachen“. Es wird ein Kurzfilm über die Lebensgeschichte des Königs gezeigt, aneinandergereihte Bilder des Familienalbums mit schnulziger Hintergrundmusik. Ooookay. Der Film ist großartig, wir fahren mit dem lokalen Bus nach Hause und entscheiden uns, kurz noch die Backpacker/Party-Straße Khao San durchzulaufen. Überall dröhnt einem Musik in die Ohren, die Bars versuchen sich gegenseitig die Gäste zu klauen. Ein Essenstand reiht sich an den nächsten, es liegt Grillrauch in der Luft und uns werden frittierte Insekten, Alligatoren-Spieße und Pad Thai angeboten. Wir fallen sehr müde ins Bett, der harte Kontrast zu Indien muss erst mal verarbeitet werden.

Den zweiten Tag spazieren wir wieder ziellos durch Bangkok. Wir haben das Gefühl, so können wir das Leben der Stadt am besten greifen. Wir machen eine kurze Pause im Reaggea Café, freuen uns über die gute Musik. Unser Spaziergang führt uns über einen Uni Campus, am Wasser entlang Richtung Königspalast. Wir entscheiden uns gegen das Königshaus, das ganze ist uns etwas suspekt. Stattdesse machen wir das zweit-touristischste in der Ecke und fahren zum Tempel gegenüber. Der Tempel ist schön, aber schon am zweiten Tag sind wir etwas gesättigt: kennste einen, kennste alle (wir waren große Kulturbanausen in Bangkok).
Abends trauen wir uns ein zweites Mal auf die Khao San Road. Wir gönnen uns Pad Thai mit Erdnüssen, viel Bier, Cocktails und das Dessert führt zum Ende des Abends: ich gebe dem Verkäufer gut gelaunt einen 500 Baht Schein, er nutzt unsere Angetrunkenheit aus und behauptet, ich hätte ihm nur 50 Baht gegeben. Wir haben kein Bock, leichte Beute zu sein und rufen die Polizei. Dummerweise geben wir den Hörer an den Verkäufer, er quatscht kurz auf Thai und legt auf. Sein Freund ruft dann selber „die Polizei“, die Aktion war zugegebenermaßen etwas dämlich. Die „Polizei“ kommt, wir werden selbstverständlich nicht für voll genommen und der Verkäufer in Schutz genommen. Als die Situation sehr laut wird und der Polizist sagt, wir sollten den Fall „woanders“ klären, ziehen wir den kürzeren und gehen. Wir treffen die „Polizei“ einige Minuten später beim Bier trinken vor einem Straßenstand. Das lassen wir unkommentiert so stehen.
Am dritten Tag in Bangkok wollen wir in den Norden Chiang Mais weiterziehen. Wir haben uns einen VIP Nachtbus reserviert und hängen den Rest des Tages im Hostel ab. Es wird ein ruhiger Tag, wir genießen es nach all den Eindrücken sehr. Die größte Schwiergkeit wird dann, den Abfahrtsort des Busses zu finden. Jeder Thai ist nach Inspektion unserer Tickets der Meinung, wir müssen woanders hin. Und wir gehen woanders hin. Um am Ende da zu landen, wo wir ganz am Anfang hin wollten. 😀 Die Busfahrt wird lang, schlafen fällt schwer. Wir überleben es und kommen früh morgens in Chiang Mai an.
