Seele baumeln lassen in Luang Prabang

01. – 05. Dezember

Wir kommen also mit dem Slow Boat im Hafen von Luang Prabang an. Naja – Luang Prabang liegt noch einige Kilometer weiter den Fluss runter, aber es scheint als hätte man sich hier ganz gut mit den Tuktuks arrangiert. Dort werden wir nämlich relativ zügig von einem Tuktuk eingepackt, ohne dass wir uns richtig von den Berlinern, den Süddeutschen oder der Österreicherin verabschieden können. Stattdessen düsen wir die letzten 10 km mit zwei Engländern, die wir auf unserer Reise auch noch überall wiedersehen werden, zum Festpreis in die Stadt
Unsere Unterkunft ist relativ direkt dort, wo wir abgesetzt werden. Bei unserer Ankunft erhalten wir Tee, Kaffee, frisch aufgeschnittenes Obst und zum ersten mal auf der Reise eine kleine Umgebungskarte mit Ausflugstipps. Die Gastgeberqualitäten sind Welten zu dem, was wir sonst so gewohnt sind. Wir drehen unsere erste Runde auf dem Nachtmarkt (wo auch sonst, hier soll es immerhin Essen geben!), um uns noch ein wenig nach der langen Bootsfahrt zu bewegen. Der Markt startet mit mehreren Essständen. In einer Seitenstraße gibt es links und rechts soviel Fleisch, dass Kat die Luft anhält und sich lieber die Menschen statt das Essen anschaut. Wir sehen leckere Backwaren, gefüllte Sandwiches, sogar Torten – die Laote scheinen richtig gut und gerne zu backen! Nach kurzer Zeit gibt es nur noch Marktstände mit verschiedener laotischer Handwerkskunst und selbstverständlich Elefantenhosen und -shirts. Wir finden doch noch einen Essensstand, der für umgerechnet 1,50 € „volle Teller mit allem was du willst“ verkauft. Der Teller darf beliebig hoch gestapelt werden und die Auswahl an Essen ist groß. Es gibt Reis, verschiedene Nudeln verschiedene von frittiertem Teig umhüllte Gemüsestücken, sowie eine große Auswahl an gebratenem Gemüse. Wir teilen uns einen Teller, der nur voll und wenig gestapelt ist (das müssen wir erwähnen, weil wir teilweise richtige Jenga-Türme an Essen gesehen haben), und werden beide satt. Einziges Manko, alles war kalt. An einem anderen Stand hätte man sich seinen Teller aufwärmen lassen können, man lernt nie aus. Am Ende des Nachtmarkts bietet sich ein ziemlich absurdes Bild: auf einer Straßenseite reiht sich ein Smoothiestand an den nächsten. Es ist nicht so, als hätte irgendeiner davon ein Alleinstellungsmerkmal. Wirklich alle sehen exakt identisch aus, selbst das Obst scheint gleich gestapelt. Vielleicht ist das hier gelebter Kommunismus? Wir sind auf jeden Fall verwirrt, können uns nicht entscheiden und nehmen gar keinen Smoothie.
Wir setzen uns zum Abschluss des Tages an den Rand des Nachtmarkts und schauen dem Treiben zu. Plötzlich spricht uns Yang Ling an. Er sagt schüchtern und im halbwegs sicheren Englisch, er wolle nur ein wenig mit uns reden, um sein Englisch zu verbessern… wow Alex‘ Englisch ist vielleicht nicht das beste zum Üben. Alex und Yang Ling fragen sich ein bisschen gegenseitig aus („Wie viele Geschwister hast du?“, „Wie alt bist du?“ und Yang Ling so: „WOW Ihr seht so viel jünger aus!!!“ Danke. ;-)), als plötzlich die beiden Berliner Atzen vom Boot zu uns stoßen. Yang Ling verabschiedet sich und es scheint tatsächlich so, als ob er nur mit uns reden wollte… wir kennen aufrichtiges Interesse an uns ja aus Indien, aber wir hatten in Laos tatsächlich darauf gewartet, dass noch etwas in Richtung Portemonnaie kommt. Die beiden Berliner haben offenbar nicht dazugelernt (oder den nächtlichen Toilettenbesuch genossen) und fragen, ob wir sie in eine „Free Whiskey Bar“ begleiten. Wir lehnen dankend ab, da wir ja bereits gehört haben wie (und wo) das endet. Alex kauft sich lieber eine Instant Noodle Suppe im Supermarkt (ihr wisst, welche – MAMAs Minced Pork..) und wir hängen den Rest des Abends bei Tee und Suppe statt Whiskey ab.
Am zweiten Tag entscheiden wir, die Altstadt zu Fuß kennenzulernen. Wir laufen an alten, französischen Häusern vorbei, bestaunen die kitschige Weihnachts- und Silvesterdeko, die bereits überall aufgehängt ist. In einem Fair Trade Laden lernen wir etwas über die Tradition des Webens in Laos. Noch heute verdienen 80% der Frauen ihren Unterhalt mit dem Weben. Wir unterstützen die Einrichtung, dann geht es weiter. Der Mekong und ein Nebenarm schlängeln sich um die Altstadt, wir laufen am Wasser entlang, futtern Eis und überqueren eine wackelige Bambusbrücke. Wir vertrauen ihr, denn sie muss jedes Jahr nach der Regenzeit wieder neu aufgebaut werden, so alt kann sie also noch nicht sein. Auf der gegenüberliegenden Seite entscheiden wir, den Tipp eines Pärchen unseres Gasthauses zu folgen und essen dass erste Mal Hot Pot bei einem ziemlichen Schicki-Micki Restaurant. Das Essen kostet uns so viel wie 5 normale Abendbrote, aber dafür müssen wir uns das Essen auch selber braten. Moment, was? Die Rechnung geht nicht ganz auf, aber trotzdem ist es eine ganz coole Sache: wir erhalten alle Zutaten für eine Suppe, zusätzlich wird ein Topf mit Suppenbrühe und Grillfläche auf einer, in unserem Tisch eingebauten Feuerstelle aufgebaut. So können wir uns unsere Suppe selber zusammenstellen und kugeln vollgefuttert zurück in die Altstadt.

Luang Prabangs Straßen: viele Gassen, viel grün, tolle Gebäude mit französischem Stil.
Beste Smoothie-Kombo so far: Mango, Banane, Marakuja, Minze und Ingwer. Mhhh!
vor den Tempeln wird Klebereis getrocknet – in der Regel sind das Gaben der Dorfbewohner an die Mönche
Yes, es ist mal wieder soweit: ein kommunistisch regiertes Land. Alkohol gibts hier trotzdem, darf nur in den meisten öffentlichen Bereichen nicht getrunken werden (Nachtmarkt usw.).
die sehr sichere, sehr stabile Bambusbrücke. 😉
ob Alex das Reisen mit Kat gefällt? 😉
so sieht ein ziemlich teures Mahl in Laos aus: ein Hot Pod mit heißer Brühe, Grillstation und einer Menge an Gemüse, Tofu und Fisch zum drauflegen
und schmeckts? Ja!

Am dritten Tag buchen wir uns einen Transfer zum Kuang Sii Wasserfall, dem zweithöchsten Wasserfall in Laos, der sich über viele kleine Plattformen erstreckt. Leider ist Kats Arm immer noch nicht besser, die Rolleroption fällt also wieder flach. Also lassen wir uns um 9 Uhr morgens von einem Mini Van abholen. Der sammelt solange Leute ein, bis er voll ist. Am Eingang des Wasserfalls werden wir rausgeschmissen und bekommen zweieinhalb Stunden Zeit, um uns alles anzuschauen. Merkwürdigerweise sehen wir als erstes aber keine Wasserfälle, sondern Bären, Mondbären um genauer zu sein. Die Bären wurden aus der Gefangenschaft befreit und werden hier wieder aufgepeppelt und ggf. wieder freigelassen. Sie haben schöne Gehege, eins gibt es extra für sehr junge Babybären. Einer von ihnen führt uns eine Tanz-Kletterperformanz auf, sehr beeindruckend. Leider passt er nicht in unseren Rucksack. Nach einigen Metern kommen wir bei der ersten Plattform des Wasserfalls an und sind beeindruckt: das Wasser ist tief-türkis und wunderschön. Wir können gar nicht glauben, wie der Wasserfall noch schöner werden soll, aber tatsächlich wird er das mit jeder Ebene. Es ist schwer in Worte zu fassen, deswegen belassen wir es bei den Bildern. Den Abend lassen wir mit einem selbstgeschmierten Sandwich, Avocado und Tomate sowie Bier und Whiskey ausklingen. Wir haben einen wunderbar ruhigen Platz am Mekong gefunden, der sich dafür perfekt eignet.

kaum einzufangen, aber hier mal ein Fotoversuch: dieser Wasserfall sprengt alles bisher gesehene. Und das hier ist nur eine von über 10 Ebenen des Wasserfalls.
Alex gefällts.
angeblich ist das Wasser auch nicht atomverseucht, giftig oder ähnliches
ausnahmsweise mal kein Selfie. Danke an die ganzen Asiaten, die uns zur Seite standen!

Der vierte Tag startet viel zu früh: wir stehen um 5 Uhr morgens auf, um die Mönche dabei zu beobachten, wie sie ihre Kollekte bei den Dorfbewohnern abholen. Noch im Dunkeln tapsen wir auf die Straße und merken, wie alle Touristen dieselbe Idee hatten. Relativ respektlos machen viele Fotos mit Blitz und Videos direkt vor den Gesichtern der Mönche. Es ist komisch mit anzuschauen. Als die Sonne sich dazu bewegt, aufzugehen, klettern wir auf einen Berg um uns den Sonnenaufgang über Luang Prabang anzuschauen. Es ist wirklich sehr schön und es ist verrückt zu sehen, wie die Stadt so früh schon so munter ist. Auf dem Weg zurück in unsere Unterkunft (und zum Kaffee & Frühstück) spazieren wir über den Morgenmarkt, auf dem weniger touristische Dinge verkauft werden, wie z. B.: lebende Fledermäuse und Käfer, etwas das aussieht wie eine Riesenratte, mini Vögelchen (die beim Freilassen angeblich Glück bringen), und so weiter. Der Rest des Tages ist sehr entspannt, wir haben ja bereits viel in den Morgenstunden „abgearbeitet“. Wir gehen an unsere ruhige Mekong-Ecke vom Vortag und verbringen hier bei Cocktails und Essen den Rest des Tages. Wir genießen die Ruhe und den letzten Sonnenuntergang in Luang Prabang.

The sun is up! Sonnenaufgang auf dem Tempelberg. Verschlafen aber happy.
der Morgenmarkt mit allerlei Obst, Gemüse, Fledermäusen und Käfern
ich habe nur Fotos von den leckeren Sachen gemacht.
unsere kleine Oase inmitten der „Großstadt“. Hier war niemand und wir konnten den ganzen Tag ungestört den Mekong beobachten.
Cheers und danke für die ruhige Zeit, Luang Prabang!

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