Where are my Crocodiles?

Alappuzah: 16. – 19. November 2019

Warum Alappuzah mal so heißt oder Alleppey haben wir bisher nicht ganz verstanden. Der Ort liegt an der Westküste im Süden Indiens und ist für seine Backwater bekannt. Unseren ersten Tag verbringen wir damit, den kleinen Ort zu erkunden. Wir spazieren zum ersten richtigen Supermarkt (mit funktionierenden Kühlregalen!) seit Ankunft in Indien, kaufen uns Haferflocken, Obst und Joghurt und freuen uns ein bisschen, endlich mal selber ein Frühstück „zuzubereiten“. Unser Hostel liegt am Strand, die Gegend gibt nicht viel her: viele Hotels sind (noch?) geschlossen, eine Strandpromenade besteht nur noch zu 30%, der Strand lädt nach Agonda auch nicht wirklich zum Schwimmen ein. Der Ort scheint nur noch von Backwater-Touren zu leben. Trotzdem finden wir ein paar Goldstücke, beispielsweise einen ziemlichen hippen Wagen, der Chai Tee in 1.000 Varianten verkauft. Da wir Chai Tee mittlerweile 3 Mal am Tag trinken und er definitiv den Kaffee ersetzt hat, feiern wir das Konzept und sagen dem Besitzer, sein Laden würde in Berlin wie eine Bombe einschlagen. Er sagt: erst mal probieren sie es in Amsterdam. Die Jungs wissen offenbar, wie der Hase läuft. Wenig später erklimmen wir einen Leuchtturm, genießen die kühle Briese in der Höhe, geben selbstverständlich wieder einige Selfies und schauen uns dann den Sonnenuntergang am Strand an. Eine gute Idee, finden auch alle Bewohner der Gegend. Der ganze Strand ist voll mit Familien, alle Generationen sind vertreten. Es wird gegessen, gelacht, gebadet, natürlich werden Fotos gemacht. Wir finden diese Sonnenuntergangs Tradition schön, beobachten das Gewusel und lassen in unserem liebsten Restaurant „Catamaran“ den Abend ausklingen. Hier gibt es Babykatzen und Kellner, die man einfach nur umarmen mag, so herzlich sind sie.

Chai Verkaufsstand – darf ich den mit nach Hause nehmen? Süßwaren packen die Leute hier ürbigens in große Plastik-Bottiche, damit sie nicht trocken werden. Sieht komisch aus, ist aber effektiv.
Der Leuchtturm von unten
Und die Aussicht von oben
Wäsche trocknet am Strand. Ob sie danach nicht wieder schmutzig und salzig ist? Wir werden es nie wissen..
Eine der vielen (doch etwas kitschigen) Kirchen hier. Hindu-Tempel gibt es wieder weniger im Süden Indiens.
Alex freut sich über die lustigen Konstruktionen der Locals
Buntes Treiben am Strand
Wir sitzen eine ganze Weile nur da und beobachten die Einheimischen
Sorry für alle Zartbeseiteten: das ist eine riesen Schildkröte, auf der 5 kleine Jungs rauf und runter gehüpft sind. Als wir sie entdeckt haben, sind die Kids etwas verschämt weggerannt. Die Schildi war schon tot, wir vermuten ein Hai oder so hat ihr die Flosse abgebissen. Traurig, so ein schönes, altes Tier tot am Strand liegen zu sehen : ( nach den Kids kam dann ein Hund, der sich noch ein Leckerli sichern wollte…scheint hier alles gelebte Natur zu sein
Um vom vorigen Bild wieder abzulenken: dies ist eine 2 Wochen alte Babykatze, die unser Lieblingskellner verwahrlost adoptierte und wieder aufpeppelt. Sie ist sehr süß und wenn sie groß ist, futtert sich alle Kakerlaken in Indien auf. Versprochen.

Den kommenden Tag machen wir eine Tagestour mit einer Gruppe Touristen durch die Backwaters. Wir lernen: Backwater sind keine Magroven sondern eine Gegend, die aus unzähligen Flussarmen und Seen besteht. Krokodile gibt es hier entgegen unserer Hoffnung leider nicht. : ( Auf den schmalen Streifen Land stehen (teilweise sehr schicke) Häuser. Die Dorfbewohner leben mit dem Fluss: sie waschen sich, ihre Wäsche, Geschirr. Sie verkaufen ihren frischgefangenen Fisch auf ihren Boten und transportieren sogar Möbelstücke von Besitzer A zu Besitzer B (wir sehen 2 schicke Doppelbetten auf einem 1 Meter breiten Kanu, sehr interessant). Viele scheinen mit der Fischerei und ihren angelegten Reisfeldern Geld zu verdienen. Die Tour ist ihr Geld wert, wir werden zunächst mit der öffentlichen Fähre rausgefahren, dürfen bei einer Dorfbewohnerin alle zusammen frühstücken. Es gibt indisch, ohne Messer und Gabel – etwas gewöhnungsbedürftig. Wir schauen alle nach links und rechts, greifen dann aber beherzt mit den Fingern zu. Dann fahren uns Dorfbewohner in ihren motorlosen 4-6 Mann Kanus durch die kleinen Flussarme. Während Kat das Dorftreiben beobachtet, interessiert sich Alex vor allem für den Anbau der Reisfelder und Häuser – alles liegt circa 0,5 – 1 Meter unter dem Flussspiegel. Warum das so ist, keine Ahnung. Aber Alex hört nicht auf zu fragen. ; ) Die Tour endet wieder auf der Terasse der netten Dorfdame, die uns zum Abendbrot Reis, Chapati und 4 unterschiedliche „Currys“ reicht. Es ist so lecker, dass sich keiner mehr darüber Gedanken macht, das Finger und Gesicht komplett mit Essen bedeckt sind. So gut!

Langsam und gemächlich fährt uns unser Bootskapitän durch die kleinen Flussarme
Die Dorfdamen sorgen fürs Abendbrot
Falls es von Interesse ist: so sieht ein Fuß ohne Spinnenbiss aus (links), daneben ein Fuß mit Spinnenbiss
Spaziergang mit Sonnenschirm. Auch den Einheimischen macht die Hitze zu schaffen.
Unser Bootsfahrer. Super Führung: There is House! There is Rice feld! There is Fisherman! Ahh…
Das Essen. Sieht nach nüscht aus, war aber extrem lecker! Wirklich.

Unseren lezten Abend wollen wir mit einem Bier ausklingen lassen. Das ist aber gar nicht so einfach: der Bundeststaat Kerala wird von einer kommunistischen Partei regiert. Offenbar erlaubt es der Kommunismus nicht, sich genüsslich eins hinter die Birne zu kippen. Möglicherweise verstehen die Inder den Kommunismus etwas anders als die Russen – da gibt es doch auch Wodka, oder nicht? In einer dunklen Spelunke kriegen wir dann doch Bier. Sicher hätten wir hier auch Waffen, sonstige Drogen oder Organe erhalten. Cheers!

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