Mexiko Stadt Pt. 2

Als wir noch in Asien waren wurden wir bereits gefragt, ob wir auf einen Tagesausflug nach San Miguel de Allende mitkommen wollen. Klar, wieso nicht! San Miguel ist rund 4 Stunden entfernt, so dass wir um 6 Uhr aufstehen müssen, weil der Bus bereits um 7:30 Uhr losfährt. Schlaftrunken wird noch ein Brötchen geschmiert und im Taxi gefuttert. Zum Glück gibt es beim Bus einen Kaffeestand. Wir steigen also in den Reisebus und begrüßen ganz freundlich die Rentnergemeinde. Hurrah, wir sind auf unserer ersten Kaffeefahrt! Ich weiß ja nicht, wann ihr eure erste Kaffeefahrt mitgemacht habt… naja, wir sind jetzt beide über 30, irgendwann ist ja immer das erste mal. Alex Cousine, Cousin, Cousin, Cousin, Tante, Tante, Tante, Onkel, Onkel und Mama sind auch mit dabei. Der Busfahrer scheint etwas schadenfroh und statt uns schlafen zu lassen macht er in voller Lautstärke ein romantisches Drama über einen Schwan an. Bevor wir in San Miguel ankommen, werden wir bei einer archäologischen Stätte außerhalb rausgeschmissen. Ein Tourguide wandert mit unserer Rentnergemeinde von einer Ruine zur nächsten und erklärt uns die Hintergründe der Stätte. Nach der Tour wird schnell klar, dass uns am eigentlichen Ziel „San Miguel“ nicht viel Zeit bleibt. Vor allem, weil die Mexikaner vorher natürlich alle noch eine Sache tun wollen: nämlich essen, ist ja klar. Statt eine Stulle aufe Hand zu kaufen, kehren wir alle für fast eine Stunde in einem Restaurant ein. Ok, das Essen war gut – es gab einen steinernen Krugtopfdings (Molcajete) voll mit Fleisch, Fleisch, Fleisch, Garnelen und ein bisschen Gemüse – aber nun bleiben uns noch genau 40 Minuten bis zur Rückreise. Wer hätte gedacht, dass Kaffeefahrten so gehetzt sein können. Wie in einem Action Game sprinten wir die letzten Minuten durch die Gassen, schauen uns die große Kirche der Stadt von Innen an und werfen uns fast 20 Minuten zu spät in den Bus – weil wir uns verlaufen haben.

Am sechsten Tag in Mexico City schauen wir uns das Frida Kahlo Haus an – Alex Mama, Norma und Pati sind auch mit im Gepäck. Gestärkt mit Tacos de Canasta (die einzigen Tacos, die klassischerweise auch vegetarisch mit Kartoffeln oder Bohnen angeboten werden) und alten Churros erkunden wir das blaue Haus von Frida Kahlo. Das Haus ist wirklich sehr schön, bunt und interessant, im Grunde bewegt man sich ja gar nicht in einem klassischen Museum sondern tatsächlich im Haus von Frida und ihrem Ehemann. Insbesondere die bunte Küche dient uns als Inspiration für eine kleine Renovierung, sobald wir wieder in Deutschland sind. Den Rest des Tages vertrödeln wir in der Innenstadt, in der wir ursprünglich nur kurz was umtauschen wollen, am Ende aber an irgendwelchen Straßenständen bei Sopes und Hot Cakes hängen bleiben.

Am Donnerstag machen wir die erste Free Walking Tour unserer Reise. Wir lieben diese Art der Führungen und entscheiden uns prinzipiell immer für etwas alternativere Touren, weil man Kirchen und Stadthistorie auch auf Wikipedia nachlesen kann. Unser Tourguide heißt Rodrigo und er zeigt uns heute die Stadtteile Doctores und Roma. Wir sind die einzigen Teilnehmer, so dass es sich anfühlt wie ein Spaziergang mit einem Freund durch die Stadt. Wir beginnen die Tour mit einer kleinen Meditations- und Atemübung, um unser Bewusstsein und die Sinne aufeinander einzustellen – genau der spirituelle Krams, den Kat super findet! Rodrigo klärt uns über politische und soziale Aspekte der Gegend auf, zeigt uns insbesondere Graffiti und Kunst auf den Straßen, sowie verschiedene Architektonische Stile. Das Ende unserer Tour führt uns an der Arena Mexiko Citys vorbei, wo wir kurzerhand entscheiden, zwei Tickets für den Lucha Libre Kampf am Abend zu kaufen. Insgesamt ist es eine wirklich tolle Tour, die wir auf Trinkgeldbasis sehr hoch entlohnen. Nach vier Stunden sind wir aber auch froh, dass die Tour vorbei ist und wir endlich unseren ersten Kaffee des Tages trinken können – Alex hat bis dato nicht mal Wasser, geschweige denn Frühstück intus. Rodrigo empfiehlt uns noch ein Café in der Nähe und geht dann seiner Wege. Wir ruhen uns bei einem leckeren Cappuccino aus und machen uns dann auf die Suche nach Essen. Wir finden einen sehr coolen, veganen Straßenstand und für Alex Tacos einen Stand weiter. Wir verabreden uns spontan auf ein Bier mit Laura, Alex Cousine, und ihrem Mann für den Abend und streunern bis dahin noch ein wenig durch den Stadtteil la Roma bzw. la Romanita. Schließlich warten wir auf die beiden in einem Hipster Bio Café, wo sich in der heißen Schokolade eine tote Kakerlake befindet… ja, richtig gelesen… Laura und Will retten uns aus dem Café, und wir trinken „auf die Schnelle“ ein Bier – wir müssen ja noch zum mexikanischem Wrestling! Die Arena ist von Außen nicht mehr wiederzuerkennen: überall Menschen und davon viele, rundherum stehen Stände, die Lucha-Masken oder Snacks verkaufen, Essensverkäufer – alles da! Die Show ist super, lustig und ein bisschen absurd. Wir sehen zwei Frauengruppen à 3 Wrestlerinnen, viele muskelbepackte Mexikaner in den engsten Glitzershorts und den Star des Abends: Misterio! Nach einigen wilden Sprüngen, Schlägen und Stunts ist der Kampf plötzlich vorbei, und wir so… hmmm mehr! Nächstes Mal dann.

Am Samstag werden wir wieder von Alex Tanten zu einem Tagestrip eingeplant, dieses mal „Desierto de los Leones“, eine Waldgegend in der ein Jahrhundertaltes Kloster steht. Obwohl wir nach unserem kleinen Wrestling-Ausflug ausschlafen wollen und gemütlich von Norma zubereitete Molletes frühstücken, steht plötzlich Estella, eine weitere Tante von Alex, mit ihren zwei Söhnen vor der Tür. Wir bekommen fünf Minuten zum fertigmachen und lassen uns dann zum Kloster fahren. Dort trennen sich unsere Wege direkt, weil die Mexikaner selbstverständlich erst essen müssen. Wir geben uns in der Zwischenzeit eine kleine geführte Tour durch das Mönchskloster. Es ist groß, kalt und die Gärten sehr hübsch gestaltet. Von der Tour selber versteht Kat allerdings nur jedes 10te Wort, die Tourfrau quatscht einfach viel zu undeutlich. Nach der Tour treffen wir auf viele weitere Mitglieder des Alex-Clans und schlendern noch ein wenig durch das Kloster und die Waldgegend drum herum. Die Gegend ist schön und vor allem ruhig, nach den letzten Tagen in der Hauptstadt tut der Waldgeruch gut. Wir spazieren einen Fluss entlang zu einem kleinen Stausee, wo einige Enten und Gänse wohnen. Eine Gans ist seeehr zutraulich (oder hungrig) und verfolgt einzelne Personen der Gruppe, versucht den Hundeblick und lässt sich sogar streicheln. Auf dem Weg zurück in die Millionenstadt entscheiden Alex Cousins, uns noch eine mexikanische Spezialität zu zeigen: Pozole. Das ist eine Suppe auf Tomatenbasis, mit ordentlich Mais, Eisbergsalat und wahlweise Huhn drin. Schmeckt gut, aber eigentlich kann sich Kat kaum auf ihr Essen konzentrieren. Die Jungs trinken nänlich alle das wohl ekelhafteste Getränk, was sie jemals gesehen hat: Michelada, das ist Bier mit Limetten- und Tomatensaft, Maggi und mehreren Chili Saucen, der Bierkrugrand wird mit Chili und Salz dekoriert. Na dann, Prost!

Sonntag ist Brunchtag, und das tun wir heute im Chapultepec – das ist ein wirklich riesiger Park mitten in Mexiko City. Wir treffen einige Tanten und Cousinen von Alex und futtern uns mit ziemlich gutem (und teurem) Essen die Bäuche kugelrund, direkt am Parksee. Der See liegt praktisch, nach dem Essen kugeln wir mit unseren Bäuchen erst einmal drum herum. Der Alex Clan verabschiedet sich nach dem kleinen Spaziergang von uns, wir wollen aber noch die anderen Highlights des Parks sehen. Wir schaffen: Ein Schloss inklusive Museum, Zoo, Anthropologie-Museum. Ja, und das sind nur EINIGE der Attraktionen im Park. Auf den Hauptwegen des Parks stehen viele Verkäufer, die Stimmung ist ausgelassen, alles wirkt wie ein riesen Freizeitpark mit den wirklich unterschiedlichsten Attraktionen. Der Berliner Tiergarten stinkt dagegen total ab. Nach ganz viel Kultur (und einem sehr kurzem Zoo Besuch, da viel zu voll und auch wenig artgerecht) landen wir bei über 20.000 Schritten. Für heute soll das reichen, der Kopf raucht ja auch schon.

Die letzten vier Tage unseres Aufenthalts in Mexiko City nutzen wir hauptsächlich für Orga Themen. Wir planen unsere Route für die letzten 2,5 Monate der Reise, buchen unseren Rückflug nach Deutschland Ende März (..traurig) und eine All Inclusive Unterkunft für die letzten Tage im März (weniger traurig ). Damit wir zwischendurch bei Laune bleiben, futtern wir Süßkram von leckeren mexikanischen Bäckereien, schnacken mit Norma oder kuscheln mit Momo, Toto und Sully. Wir probieren außerdem ein 4D Kino aus: was zum Teufel? Es gibt Blitze, Wind, Nebel, die Sitze bewegen sich. Nur das Wasser fehlt. Da fällt es schwer, sich so richtig auf Star Wars zu konzentrieren. Außerdem macht Alex seinen Führerschein – und das alles in wenigen Stunden. Man muss nur ein ausgefülltes Dokument zum mobilen Bürgerbüro im Walmart bringen, kurz bestätigen, dass die Straßenregeln im Kopf sind und BAM, Vorsicht auf allen Straßen, Alex darf nun offiziell ans Steuer! Zu Alex Omi fahren wir dann doch lieber mit dem Bus. Hier verteilen wir Geschenke aus Asien für den Rest der Familie (Alex Rucksack ist mittlerweile angekommen) und verabschieden uns schon mal vom ersten großen Teil der Familie. Den letzten vollen Tag kriegt Alex dann noch einen Kurzhaarschnitt mit Vollbartstyling. Weil Alex jetzt aussieht wie ein Berliner Hipster, trauen wir uns auch auf einen Spaziergang durch Condesa, den hippen Stadtteil in Mexiko City. Unser Abschiedsdinner findet bei Pati und Jorge statt, Norma und die Doggys gesellen sich auch dazu. Lustige Anekdoten, Flintstones, Wein, Tacos und Nirvana aus den Boxen – ein richtig schöner letzter Abend in Mexico City zwischen einer richtig lieben Familie.
Eine Sache haben wir in unserem Orga-Wahn die letzten Tage dann doch nicht geschafft, und zwar die Weiterfahrt nach Acapulco zu organisieren. Etwas planlos fahren wir nach genügend Schlaf zur Busstation und siehe da, wenige Minuten später fährt ein Luxus Bus in die richtige Richtung. Wir geben ein halbes Vermögen aus, dürfen dann aber auch in der VIP Lounge sitzen – für 3 Minuten. Dann geht es auch schon los, und fünf ziemlich entspannte Stunden später sind wir in der Touri-Hochburg Acapulco angekommen.

Ciudad de Mexico Pt. 1

3. – 7. Januar: Mexico City

Eine 33-stündige unspektakuläre Reise mit einem 12-stündigen Aufenthalt in Peking/China später landen wir endlich in Mexiko City. Die erste Überraschung gibt es direkt am Flughafen: Alex Gepäck scheint den Weg nicht geschafft zu haben – angeblich kommt es mit dem nächsten Flug, in drei Tagen. Alex Mama und eine ihrer 10 Schwestern, Ana, warten bereits am Gate und bringen uns zu einer weiteren Tante von Alex, Norma. Hier dürfen wir die kommenden 10 Tage wohnen. Momo, Toto und Sully, die drei (extrem süßen) Hunde von Norma, begrüßen uns mit ordentlich Gebell. Es dauert einen Augenblick, bis sie sich knuddeln lassen, und auch in den folgenden Tagen scheinen sie immer wieder überrascht über unsere Anwesenheit zu sein.

wir waren circa eine Stunde IN CHINA, außerhalb des Flughafens. Es war nur leider einfach viel, viel, viel zu kalt – also sind wir wieder rein.
Alex Rucksack ist komplett abhanden gekommen, Kats sah nach dem Flug so aus… Hainan Airline, danke für nichts.

Der Jet Lag trifft uns am kommenden Tag ziemlich hart, trotzdem stehen wir um 10 Uhr morgens auf, da wir bei Pati, einer weiteren Tante von Alex, zum Frühstück eingeladen sind. Es gibt Tlayudas aus schwarzem Mais mit „Flor de Calabaza“, der Blüte der Zucchini. Fazit: mega lecker! Pati und Jorge zeigen uns anschließend ihre kleine Kunstgalerie. Die beiden sind total kreative Köpfe und malen, zeichnen, werkeln, töpfern ganz viele wunderschöne Sachen, die wir bestaunen dürfen (und 2, 3 Kleinigkeiten geschenkt bekommen. Yeah!). Da sich trotz Kaffee und gutem Frühstück schnell die ersten Jet Lag Kopfschmerzen melden, laufen wir mit Yolanda, Norma und den Doggies an der frischen Luft ein wenig durch das Viertel. Die Häuser sind bunt, hier und da ragen riesige Kakteen aus dem Boden, überall wird frisches Obst oder Tacos verkauft. Yolanda, Norma und Pati wollen uns am Abend zu einem Alebrijes-Umzug ins Zentrum mitnehmen. Alebrijes sind Fantasie-Figuren. Sie wurden ursprünglich Holz, mittlerweile aber auch aus anderen Materialien, hergestellt und per Hand in den schönsten Farben und Mustern bemalt. In der Regel erinnern sie an einen Mix aus verschiedensten Tieren oder Insekten, können aber auch komplett frei erfunden sein und sind immer einzigartig. Nach einem kleinen Mittagsschlaf fahren wir in die Innenstadt. Leider findet der Umzug an diesem Abend nicht statt, so dass uns Alex Tanten stattdessen in das superedle „Restaurant Azul“ einladen. Das Essen und der Service sind gut, aber richtig klasse ist vor allem der Kakao: der Kellner fährt mit einem riesen Aufgebot an Kakaosorten vor, wir dürfen unsere Lieblingsgeschmackrichtung wählen und dann wird die heiße Schokolade vor unseren Augen vorbereitet. Dieses Land nimmt Kakao wirklich sehr ernst, immerhin kommt er ja auch von hier. Wir werden auf unserer Reise noch sehr, sehr viel Kakao trinken.

Tacoladen „Los Amigos“.
Alex, Norma und Yolanda plus Doggys
Toto, Momo und Sully 🙂

Unser zweiter Tag in Mexiko startet wieder müde und mit Kopfschmerzen – trotz ausreichend viel Schlaf. Der Jet Lag ist zäh. Zu einem späten Frühstück fahren wir mit Pati, Jorge und Norma in den Stadtteil Coyoacan, der wie ein kleines Dorf wirkt. Es gibt einen Dorfplatz mit großer Kirche, viele kleine bunte Straßen, Kunstmärkte, die Sonne scheint. Kat gefällt das Viertel direkt. Wir spazieren noch ein wenig durch die Straßen und besuchen ein Textilmuseum, welches sich dem Thema der heiligen Guadalupe auf mexikanischen Textilien widmet. Die Ruhe hätte Kat vielleicht noch etwas genießen sollen, denn kurze Zeit später geht es zum größten Familien BBQ, auf dem sie je war. Es stehen die Feierlichkeiten zu den heiligen 3 Königen an, und die gesamte Familie von Alex inklusive Anhang ist zusammengekommen – das hatte Kat nicht ganz mitbekommen und steht plötzlich vor gefühlt hundert neue Gesichter. Zur Erinnerung: Alex hat 10 Tanten und einen Onkel. Küsschen links, Umarmung, mucho gusto – so viele Namen und Gesichter! Wir feiern auf dem Dach von Alex Cousine Laura. Hier steht ein großer Grill, es gibt eine voll ausgestattete Bar und eine riesige Biergarnitur, damit alle Familienmitglieder Platz haben. Ab jetzt folgen vor allem 5 Stunden Essen, trinken und noch mehr Essen. Es gibt selbstgemachte Pina Colada, Maistacos, Guacamole, viel viel Fleisch, Nopales (gegrillter Kaktus), viele verschiedene Salsas, Oaxaqueno Käse und sogar gegrilltes Gemüse für den einzigen Vegetarier in der Runde: Kat. ; ) Zur Feier des Abends gibt es den Pan de Rosca, ein überdimensionaler Kuchen, der Stück für Stück von den Gästen angeschnitten wird. Im Kuchen sind 3 Jesusfiguren versteckt, wer eine erwischt muss alle Anwesenden am 2. Februar zum Tamales-Essen einladen. Aber das soll nicht der einzige Kuchen am Abend sein. Da Alex Kat auf Don Det keinen Geburtstagskuchen backen konnte, hat er eine seiner Cousinen dazu beauftragt. Dieser wird als Überraschung und mit über 35 singenden Menschen an die perplexe Kat überreicht. Eine sehr schöne Geste, auch zwei Wochen nach dem Geburtstag. Grundsätzlich: ein sehr schöner, aufregender Abend mit einer sehr sehr herzlichen Familie.

Pina Colada Zutatenliste. 100% unnatürlich, 100% Zucker – aber lecker 😉
Cheers!
Zu sehen sind 3 Gäste, davon dürfen zwei nicht auf die Grillparty weil sie sonst das Büffet leerfegen… die Frage ist: wer ist wer?
ja stimmt, diese beiden. 😛
Essen, trinken, und wieder von vorne.
sieht unspektakulär aus, ist aber seit Langem mal wieder richtig leckeres, frisches Essen
Pan de Rosca… wer findet den Jesus?
.. und Geburtstagskuchen!
und hier ist sie, die Großfamilie Martinez

Müde, Lichtempfindlich, leicht Kopf… Jetlag Tag Nummer 3 und der erste Tag, den wir ohne Großfamilie in Mexico City verbringen. Wir fahren in das historische Zentrum, um Einkaufen zu gehen. Tatsächlich ist es in Mexico City mit 20 Grad tagsüber recht frisch und Alex trägt aufgrund des fehlenden Gepäcks seit 3 Tagen die gleichen Klamotten. ; ) Wir schlendern gemütlich durch das Zentrum, bestaunen das Opern- und Museumsgebäude „Bellas Artes“ zunächst von innen und danach vom Dach-Café eines mexikanischem „Karstadts“ gegenüber. Auf dem Weg dorthin treffen wir zufällig noch die heiligen drei Könige, die freudestrahlend ein Foto mit uns machen – heute ist immerhin der 6. Januar und damit der wichtigste Tag für alle Kids in Mexiko. Die drei Könige bringen nämlich die Geschenke! Einer der Könige spricht sogar ein paar Worte deutsch.  Auf der Dachterrasse genießen wir Aussicht, Kaffee und Molletes. Nach einer relativ fixen Einkaufsrunde entscheiden wir, uns mit frischen Churros bei El Murro zu belohnen. El Murro ist ein traditioneller Laden, in dem man den Bäckern beim Churro frittieren live zuschauen kann. Bei der Auswahl an Kakao ist Alex überfordert und bestellt einen „dickflüßigen süßen“. Die Anmerkung der Kellnerin, dass dieser wirklich EXTREM dickflüßig und süß sei, wird ignoriert. Stellt sich heraus: das Getränk stellt mehr Sirup als Kakao dar.. mit einem zusätzlichen Glas Milch ist das Getränk mehr oder weniger trinkbar. Aber eigentlich auch nicht – wir geben auf und lassen das Getränk zurück. Ein weiteres „Must-Do“ in der Innenstadt Mexiko Citys ist der Besuch des Torre Latinoamericano, im Grunde der Fernsehturm Mexikos. Ein Fahrstuhl bringt uns in den 40sten Stock, von hier sehen wir die Lichter der Stadt bei Nacht leuchten. Besonders zu leuchten scheint der Zocalo (Marktplatz), also wollen wir dort natürlich auch „noch mal schnell“ vorbei schauen. Auf dem Zocalo steht ein riesen Weihnachtsbaum aus tausend kleinen roten Weihnachtssternen (der Pflanze) – da Weihnachten ja jetzt offiziell vorbei ist, dürfen sich alle Vorbeigehenden ein Pflänzchen mitnehmen. Wir stecken uns 3 für Normas Garten ein. Zum Abschluss des Abends beobachten wir auf der Eislaufbahn nebenan Mexikaner, die sich zu lustiger klassischer Musik auf die Fresse packen oder an der Wand langhangeln und lachen uns dabei tot. Genau so tot fallen wir später auch wieder ins Bett.

Stillbild. Im Hintergrund „Bellas Artes“, im Vordergrund eine neugierige Taube, Horchata und Alex Mütze, die wir genau da verloren haben.
Churro im Arbeitsprozess…
Und so siehts aus, wenn es fertig ist. Mhhhhh..
Liebe Grüße vom Torre Latinoamericano
und das ist der Ausblick von oben. Verschwommen und dunkel, aber man sieht es an den Lichtern: die Stadt ist RIESIG!

Mittlerweile ist der Jetlag mehr oder minder überwunden. Heute fahren wir mit Alex Mama, Pati und Jorge zu den Pyramiden Mexiko Citys. Natürlich aber nicht auf leeren Magen – wie immer geht es erst mal was futtern. Kat findet tatsächlich ein vegetarisches Gericht (Salat) auf der Speisekarte. Bei der Bestellung stutzt der Kellner etwas verwirrt und bringt wenige Minuten später einen Haufen Eisbergsalatblätter, Tomaten und Gurken vorbei mit der Frage „Ist das ok so?“. Haha! Gestärkt gehen wir nun die Pyramiden an. Es handelt sich um ein relativ großes Areal mit drei Pyramiden: die Sonnen-, die Mond- und die … dritte Pyramide. Alle drei sind durch die „Calzada de los Muertos“ (Straße der Toten) verbunden. Der Name kommt daher, weil angenommen wird, dass gefangene Krieger die gesamte Straße runterlaufen mussten, bevor sie am Ende der Straße bei der Mondpyramide geopfert/-tötet wurden… ein Glück leben wir viele Jahrhunderte später. Wir klettern die Sonnen- und Mondpyramide hoch und laufen dann eine gefühlte Ewigkeit die Calzada entlang (angeblich 4 Kilometer), bis wir bei der dritten Pyramide ankommen, die besonders schon geschmückt und erhalten ist. Das Highlight auf dem Rückweg ist ein botanischer Garten, durch den wir zufällig laufen. Kat feiert die ganze Zeit, auch schon auf der langen Calzada de los Muertos, die riesen Kakteen ab. Die sind hier teilweise so groß, dass sie baumartige Stämme haben. Zurück in Mexiko City lassen wir den Abend bei Pizza und Mandarinensaft ausklingen.

Kakteen 🙂
Patti und wir waren fast die einzigen, die auf die Pyramiden klettern wollten..
Calzada de los Muertos und Sonnenpyramide im Hintergrund
Kat mit Lieblingskaktus und vielen Touris im Hintergrund.
Pati und Alex
Kopfbedeckung ist in Mexiko Pflicht. Keine Ahnung warum, aber hier schützt man seinen Kopf wesentlich stärker als in Südostasien. 😀
Riesenkaktus!
und noch ein Abschiedsbild zwischen den ganzen Kakteen

Krank auf Reisen – happy new year!

28. Dezember – 1. Januar 2020: Kho Chang / Thailand

Die Nacht wird kurz, um 7 soll bereits unsere Fähre gehen. Müde und mit wenig Lust, das Paradies zu verlassen, warten wir auf unser Boot. Natürlich hat es Verspätung und bringt bereits jetzt unseren Zeitplan durcheinander. Folgendes müssen wir schaffen: um 8:15 im Bus sein. Folgendes passiert: mit viel Verspätung kommen wir um kurz nach 8 Uhr im Hafen an. Ein Tuktuk wartet bereits auf uns und bringt uns zur Bushaltestelle. Yeah, um 08:15 sind wir da. Aber: die Bushaltestelle ist mittlerweile außer Betrieb. Wahnsinn. Der Tuktukfahrer fährt uns zur neuen Station, die außerhalb des Stadtzentrums liegt. Mittlerweile glauben wir, unseren Bus bereits verpasst zu haben und hoffen darauf, den zweiten (und letzten für diesen Tag) um 8:45 zu bekommen. Um 8:50 Uhr kommen wir an der Haltestelle an. Und – unser Bus hat gewartet. Wir können es kaum fassen und lassen uns mit Erleichterung zur thailändischen Grenze fahren. Alex und Kat werden entspannt ausgestempelt und weil der Tag nicht reibungslos verlaufen kann, wird Kim zurückgehalten. Ihr fehlt eine physische Kopie ihres E-Visums. Das ist ziemlich absurd – und absurder wird es, dass es hier an der Grenze (wo es Cafes, Restaurants usw. gibt) keinen Drucker zu geben scheint. Ein Mofa-Fahrer bietet seine Dienste an und fährt in die nächste Stadt. 20 Minuten später darf auch Kim mit ihrer 10 Euro teuren Kopie das Land verlassen. Hinter der Grenze macht sich das typisch thailändische Bild breit: es wird gefeilscht und versucht, mehr Geld aus den Taschen der Touristen zu ziehen. Aus ziemlich dämlichen Gründen zahlen wir ein weiteres Mal für ein Minivan-Taxi, das eigentlich bereits bezahlt war, aber uns nun DIREKT zum Hafen bringt statt in der Wallachei rauswirft… nagut. Die Überfahrt mit der Fähre und der anschließende Transport zur Unterkunft verlaufen problemlos. Insgesamt benötigen wir 14 Stunden bis zum Ziel und fahren mit 2 Fähren, 2 Tuktuks, 2 Minivans und passieren nebenbei eine Landesgrenze. Viel zu viel – wir sind froh, dass unsere Bungalows schön sind und Kim fällt direkt ins Bett. Alex und Kat begeben sich noch auf Essens-Jagd und finden trotz der abgelegenen Lage recht schnell ein Restaurant und 7-Eleven, wo wir Frühstück für den kommenden Tag besorgen.
Wir schlafen alle sehr gut und aus. Zwischen Palmen und den ersten Sonnenstrahlen bereiten wir ein Frühstück auf unserer Veranda vor. Wir genießen die ruhige Lage des Hotels und planen nebenbei, wo und wann wir auf Cat und Max treffen. Die beiden wohnen ganz in der Nähe am Bangbao Strand – der wurde uns schon auf Don Det von zwei Hippie Finnen empfohlen und wir sind gespannt, ob der Strand mit Kho Rong Samloem mithalten kann. Unsere Gastgeber sind super nett und fahren uns den Weg zum Strand runter. Hier fallen wir direkt Cat und Max in die Arme, die bereits Liegen direkt am Strand gesichert haben. Wir schnacken über Gott und die Welt, chillen im Wasser oder auf Strandliegen, gönnen uns Kokosnüsse, Baguettes und Bier (viel Bier). Es ist schön, Freunde im Paradies zu treffen und nebenbei auch noch die eigene Schwester dabei zu haben. Könnt ihr nicht alle einfach mitreisen? Später futtern wir alle ziemlich scharfes und authentisches Curry in einem empfohlenen Restaurant und verabschieden uns dann zum Folgetag. Vielleicht hätten wir alle eher „not spicy“ bestellen sollen, denn am nächsten Tag kämpfen irgendwie alle ein wenig mit dem Magen. Wir trinken also wesentlich weniger Bier und genießen dafür mehr die anderen Angebote am Strand. Zum Beispiel eine Ölmassage. So liegen wir also alle gleichzeitig nebeneinander, schweigen und genießen eine Stunde lang das Rauschen des Meeres, während die Massage-Damen uns alle Verspannungen von schlechten Hostelbetten oder zu schweren Backpacker-Rucksäcken wegmassieren. Den Abend lassen wir auf berlinerisch ausklingen: wir „Cornern“, d. h. wir setzen uns vor einen der „Spätis“ und trinken günstiges Bier.

Mega Frühstück auf unserer Veranda
Cat und Max – Postkartenmotiv
Sonnenschein, Kokos und Kimmi – könnte mir nicht besser gehen!
Gruppenmassage am Strand von Kho Chang. Max und Kim werden in den letzten Zügen der Massage noch mal zurechtgezogen.

Die nächsten fünf Tage lassen sich im Gegensatz zu unseren sonstigen Schreibeskapaden ziemlich schnell zusammenfassen. Kim eröffnet uns morgens, dass sie den Tag über besser zuhause bleibt – ihr geht es nicht gut. Da sie nicht mal Bock auf Frühstück hat, holen wir das Fieberthermometer raus. Fast 40 Grad Fieber – oh shit. Wir geben ihr erstmal eine Paracetamol und lassen sie weiterschlafen, machen uns aber doch unsere Gedanken. Während Kim pennt, schauen wir uns einen Strand in der Nähe an und organisieren SIM Karte und Rückfahrt nach Bangkok. Der Strand ist im Gegensatz zu Bangbao Bay sehr voll, für die Liegen wird Geld verlangt und Verkäufer laufen hier auf und ab. Wir finden ein Hotel mit Restaurant am Strand, wo man sich aufhalten darf, auch wenn die Bestellung nur ein Kaffee ist – herzlichen Dank. Dort gibt es außerdem Falafel-Sandwich und da Falafel in Berlin locker wöchentlich auf der Speisekarte steht und wir mittlerweile schon Entzugserscheinungen haben, greifen wir natürlich zu. Es fehlt Humus, aber das Essen ist lecker genug, um es der kranken Kimmi ebenfalls mitzubringen. Nachdem Kim ihr Krankenessen aufgegessen hat, zwingen wir sie zum Arzt zu gehen, ihr Fieber ist nämlich noch immer viel zu hoch. Zuckerbrot und Peitsche eben! Der Besuch beim Arzt beruhigt uns. Hätte sie tatsächlich Malaria, wäre sie „a very lucky woman“ – die Wahrscheinlichkeit liegt bei 1%. Dengue Fieber habe andere Symptome. Also wohl doch nur eine fette Mandelentzündung. Wir schicken Kim wieder ins Bett und laufen ein wenig am Strand entlang, schreiben Reiseberichte und suchen der kranken Kim eine Nudelsuppe. Und da eine kranke Person ja langweilig ist, merkt Alex am Abend, dass es ihm auch nicht besonders gut geht. Pünktlich zu Silvester! Der letzte Tag des Jahres fängt also damit an, dass Alex ebenfalls mit fast 40 Grad aufwacht. Alex und Kim teilen sich ihr Krankenlager also nun. Während die beiden Schlafen, verlässt Kat das Bazillenzentrum und spaziert den Tag ein wenig durch die Gegend, besorgt Knoblauch, Zitronen und Obst für die beiden Kranken und versucht selber, fit zu bleiben. Den Silvesterabend verbringen wir nicht wie geplant mit Cat und Max sondern im Hotelzimmerbett mit Netflix, Nudelsuppe und Backwaren vom Supermarkt. Wir schauen schlechte Filme (unter anderem thailändische Soaps bei denen wir kein Wort verstehen, aber spannend), vertrödeln die Zeit bis 0:00 Uhr und trauen uns dann doch kurz auf das Hoteldach, um uns das Feuerwerk anzuschauen. Happy new year!

Solo Spaziergang mit folgender Einkaufsliste: Vitamin C fürs Krankenlager.
wer sieht die Affen?
Hier gehts Alex noch ok – wir verstecken uns vor Kims Bazillen und schreiben Blog.
dabei begleitet uns ein ganz netter Sonnenuntergang (und extrem viele Moskitos)
tägliches Frühstück für die Kranken: Obst in allen Farben und Formen.
und so sah Silvester 19/20 bei uns aus. Party party! 😉

Unsere Weiterreise hatten wir für Neujahr geplant. Dass zwei der drei Reisenden die Überfahrt mit Fieber verbringen würden, wussten wir da noch nicht. Zu unserem Unglück wird die Fahrt auch noch richtig, richtig Schei**. Der Fahrer fährt wie ein Idiot, fährt in 30er Zonen 120 km/h, hantiert dabei mit seinen 3 Handys rum und überholt in den schärfsten Kurven. Dabei ignoriert er sämtliche Warnleuchten auf seinem Armaturenbrett. Nach einer Stunde Fahrt macht das unser Auto nicht mehr mit und gibt mitten vor der Ampel einer 4-spurigen Straße den Geist auf. Er schüttet all unser Wasser in den Motor und hofft, dass der überhitzte Wagen wieder zu laufen gebracht werden kann. Nach einigen Minuten besucht uns die Polizei auf der Kreuzung, weil wir doch etwas im Weg stehen. Die Polizisten sind sehr hilfsbereit, versorgen uns mit Wasser, nachdem der Fahrer alles in den Motor geschüttet hat. Wir werden von einem Feuerwehrauto abgeschleppt und zur nächsten Tanke gebracht. Nach einer Stunde warten erhalten wir zum Glück einen Alternativ-Fahrer, der uns die letzten 4 Stunden nach Bangkok bringt. Kim und Kat landen auf den Kofferraumsitzplätzen direkt unter der Lüftung und erreichen Bangkok kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Wir haben noch zwei Tage in Bangkok, bevor sich die Wege der Köhntopps trennen und Kat und Alex weiter nach Mexiko fliegen. Die zwei Tage sehen folgendermaßen aus: Alex und Kim verschlafen den Tag und kurieren ihre Krankheiten aus, Kat wandert ein wenig durch die Gegend. Im Grunde war es das leider auch schon, zum Glück hilft die Ruhe und der Schlaf den beiden Kranken aber, so dass wir unseren letzten Abend doch noch gemeinsam in einem Restaurant verbringen können. Das Motto: hau alles an thailändischer Währung raus, was wir noch in den Taschen haben. Gesagt, getan – pappensatt verabschieden wir uns unter Tränen von Kimmi, steigen ins Taxi und machen uns auf zum nächsten Abenteuer: Mexiko.

Man sieht: ein Feuerwehrauto, das unseren Minivan abschleppt. So auch noch nie erlebt.
letztes Dinner, wir hauen sämtliche Thai Baht raus für viel, viel ungesundes Essen.
Abschiede sind immer doof, aber noch viel blöder wenn’s die eigene Familie ist
letztes Bild aus Thailand – ein Glück, die beiden Zombies leben wieder.

Es gibt sie, die Trauminsel: Kho Rong Samloem

23. – 27. Dezember: Kho Rong Samloem / Kambodscha

Wir sind hier, um nichts zu machen, und genau das machen wir auch mit Erfolg! Der Strandabschnitt „Mpay Bay“ an dem unser Hostel liegt, gehört zu einem ganz kleinen ruhigen Dorf. Die Strandlinie besteht aus verschiedensten, kleinen kambodschanischen und internationalen Restaurants und Bars, in denen entweder die ganze Familie oder Volunteers arbeiten. Es gibt ähnlich wie auf Don Det nur zwei unausgebaute Straßen, viele Auswanderer leben neben Einheimischen, man hilft sich gegenseitig z. B. mit Englischunterricht oder dem Bau von neuen Straßen. Beide Parteien sind teilweise von der großen Nebeninsel Kho Rong hierher gezogen, weil dort alles aufgekauft wurde und die lokale Wirtschaft den Bach runtergeht… na von wem wohl? Richtig!… die Chinesen sind überall. Auf der gesamten Insel gibt es ansonsten nur einen größeren Hafenort, den wir bei unserem Besuch aber bewusst ausgelassen haben, sowie zwei weitere Strände, die so gut wie unbewohnt sind. Keiner dieser Orte ist per Straße zu erreichen – hier bleibt man eben, wo man ist, nimmt im Zweifel ein Taxiboot oder den Dschungeltrack. Der Rest der Insel besteht nämlich größtenteils aus Dschungel, in dem Affen, Wildkatzen, Schlangen usw. rumrennen.
Am Ankunftsabend brauchen wir selbstverständlich erst mal Nahrung, also spazieren wir am Strand auf und ab und finden unser Lieblingsrestaurant „Nice Food III“. Wo „Nice Food 1“ oder „Nice Food 2“ sein sollen, wissen wir nicht. Hier gibt es ziemlich gute Burger, die wir den Rest des Aufenthalts noch einige Male futtern (man merkt: kein Bock mehr auf asiatisches Essen). Zum Abschluss stoßen wir noch einmal feierlich mit Cocktails auf die bevorstehende Weihnachtszeit an. Alex trinkt den besten Whiskey Sour, den er jemals hatte. Nach dem Rezept fragt er natürlich nicht. 🙁

Jeden Morgen wird es zur Tradition, einen frisch gemachten Fruitshake bei einer einheimischen Omi zu trinken. Die beste Kombi wie immer: Maracuja, Banane, Mango. Am Strand wollen wir noch ein Käffchen trinken, aber eine sehr freche und maximal 8-jährige Bedienung vergisst die Hälfte unserer Bestellung, weil sie lieber an Kims Haaren rumzupft. Wie gesagt, hier arbeitet irgendwie jeder irgendetwas, und das kleine Mädchen scheint ein paar Englischstunden bei den ausländischen Reisenden genommen zu haben. Das hilft im Gegenzug ihrer Familie, die sie prompt als Bedienung einsetzen. Wir ziehen also am Strand weiter, finden doch noch Koffein und vor allem auch noch was zu schnabulieren. Alex feiert noch immer sein Baguettesandwich mit Huhn und Käse. Gestärkt und voll auf Koffein machen wir uns auf den Weg zum Clearwater Bay. Hier soll es, wie der Name schon sagt, paradiesisch klares Wasser geben. Einziges Manko: Man kommt nur mit 1,5 Stunden Fußmarsch dorthin. Zunächst spazieren wir 40 Minuten an einem seeeehr langen aber bereits ziemlich geilem Strand entlang, dann biegen wir auf einen Dschungelpfad ab. Nach einer weiteren halben Stunde über Stöcker, Lianen und Geckos hüpfend (Scherz: wir schwitzen uns zu Tode), kommen wir auf eine große zweispurige „Sandstraße“ mit Baggerspuren. Links und rechts tiefster Dschungel… Ratet, wer wohl hier war? Richtig, scheinbar wollen die Chinesen auf dem Clearwater Bay ein Casino errichten – warum nur? Wir haben „Glück“, die Pläne werden wohl erst in einigen Jahren umgesetzt. Die Größe des Gebäudes aufgrund der im Dschungel freigeräumten Fläche lässt sich allerdings schon erahnen. Trotzdem schade für die Einheimischen, der Strand ist nämlich wunderschön: türkisblaues Wasser und weißer, feiner, flachabfallender, breiter Sandstrand. Kilometer weit sieht man noch zwei weitere Pärchen die sich hierhin „verlaufen“ haben. Wir sonnen uns, planschen im Wasser, spielen mit unserer Frisbee und schreiben Weihnachtsgrüße in den Sand. Vor Sonnenuntergang müssen wir leider zurück, um nicht im Dunkeln durch den Dschungel zu steppen. Abends entscheiden wir, uns auf Plankton-Suche zu gehen. Angeblich gibt es hier nämlich überall welche, die bei Dunkelheit aufleuchten. Für alle, die davon noch nie was gehört haben… MEGA ABGEFAHREN! Das ganze lässt sich vielleicht mit Glühwürmchen vergleichen, oder tausend Sternschnuppen links, rechts, vor und hinter dir im Wasser. Das lustige ist, dass Planktons nur Licht emittieren, wenn sie sich gestört fühlt. Also stören wir sie extrem, in dem wir im seichten Wasser mit unseren Händen rumwedeln und planschen. Wir wollen am nächsten Tag mit Badesachen wiederkommen, um mit unseren neuen Freunden zu schwimmen und zu tauchen.
Bevor wir am 24. Dezember in festliche Stimmung kommen, müssen wir die Überfahrt nach Kho Chang (Thailand) organisieren. Dort haben wir zu Silvester nämlich eine Date mit Cat (mit C ) und Max. Unna, ein ziemlich verchillter Einheimischer, hilft uns beim organisieren. Die Planung mit Unna dauert länger, als gedacht. Irgendwann erhalten wir endlich einen Wisch, auf dem unsere Busfahrt steht. Die Fähren-Tickets reicht er dann handschriftlich und mit Kater zwei Tage später nach (ein weißes Stück Papier, auf dem gekritzelt steht: „KRS – SHKV. 3 Prs“. Ähhh… ok). Ob unsere Reise von Insel über Festland, inklusive Landgrenze, auf eine weitere Insel an einem Tag machbar ist? Weiß Unna auch nicht. To be continued! Den Rest des Tages verbringen wir super gemütlich und mit bester Laune am Mpay Bay-Strand und spielen Frisbee, snacken, schwimmen. Was man an Heiligabend halt so macht. In Kambodscha, auf einer Insel, wenn man Urlaub hat. Wir entscheiden uns am frühen Abend, die Cocktail Happy Hour auszunutzen. Die erste Bar hat zur Happy Hour weder Eis, noch Gin oder Limetten, die Lieferung vom Festland kam noch nicht an. Wir erhalten irgendeinen warmen, gepanschten Mix und rauschen zur nächsten Bar. Jackpot, es gibt zumindest Eis! Wir sind ziemlich schnell ziemlich gut gelaunt, und pfeifen uns einige weitere Bestellungen rein. Die gute Stimmung nehmen wir mit zu unserem allabendlichen „Nice Food III“, die heute als Special Event ein großes Fisch-BBQ errichtet haben. Alex freut sich über richtig leckeren, frisch gefangenen Fisch mit einer noch besseren Sauce, Kim und Kat essen wie geplant Burger. Die Cocktail Happy Hour wird parallel weiter ausgekostet. Mit diesem festlichen Essen und der guten Stimmung statten wir dann noch unseren neuen Freunden, den leuchtenden Planktons einen Besuch ab. Zwischen kleinen Sternschnuppen tauchen und schwimmen wir, bis wir müde, k.o. und glücklich in unsere Hostelunterkunft einfallen.

unser täglicher Smoothie am Strand. Mhhh!
Das hier ist nicht mal der Traumstrand, von dem wir sprachen. Sondern „nur“ Mpay Bay – und der Strand war schon atemberaubend!
die Aussicht von Mpay Bay auf eine verlassene Insel mit vielen, vielen Schlangen.
Trekking durch den Dschungel..
.. bis wir am Clearwater Bay angekommen sind. Und leicht betüdelt Weihnachtsgrüße an die Liebsten verschicken, sorry dafür! 😉
Fisch-BBQ am Strand
und unsere Gesichter nach einigen Stunden Happy Hour

Der erste Weihnachtstag beschert uns zuallererst einige Geldgeschenke. Unser Frühstücksrestaurant kassiert ein Frühstück zu wenig ab, bei unseren Pancakes erhalten wir sogar Geld, statt zu bezahlen – die Bedienung schien etwas verwirrt. Einen Tag vorher findet Kat sogar 25 USD einfach so, auf dem Boden. Merry Christmas to us! Mit vollem Bauch und mehr Kohle in den Taschen als vorher entscheiden wir, heute eine Snorkeling Tour mitzumachen. Der Organisator ist ein alter, braungebrannter Hippie, der uns die letzten Tage bereits immer mit seinen knallroten Augen für die Tour überzeugen wollte. An diesem Tag sagen wir „ja“ – allerdings müssen wir etwas auf seinen Tourguide warten. Der ist nämlich an irgendeinem Strand die Nacht zuvor eingeschlafen und hat den Tourstart verpennt. Stellt euch einen 2 Meter großen, australischen Piraten mit blonden Dreadlocks und eisblauen Augen vor, das ist unser Tourguide. Nachdem unser Boot doch irgendwann ablegt, wird der Guide mit seinem ersten Joint langsam wach, und erzählt uns ein wenig über die Insel und Strände. Wir fahren zum Secret Beach, wo wir ziemlich entspannte zwei Stunden mit Schnorcheln und in-Hängematten-liegen verbringen. Sind eigentlich alle Strände auf Kho Rong Samloem so paradiesisch? Der nächste Strand-Stopp muss leider ausgelassen werden, da unserem Bootsführer der Wellengang zu stark ist. Stattdessen schnorcheln wir an einer weiteren super Stelle, an der wir bunte Fischis, tausend Seeigel und intakte Korallen sehen. Als unser Bootsführer ablegen möchte, damit er uns pünktlich zum Sonnenuntergang Heim bringen kann, streikt unser Boot. Kaputte Minivans kennen wir mittlerweile zu genüge, kaputte Boote sind neu. Irgendwann springt unser Kapitän über seinen Schatten und wir lassen uns von einem vorbeifahrenden Boot abschleppen. Immer wieder was neues! Nach diesem anstrengenden Tag machen wir nichts weiter, als einen Weihnachtsfilm im Hostel zu schauen.

was wäre ein paradiesischer Strand ohne Schaukel?
„Hey, machen wir das jetzt immer so zu Weihnachten?“ – „Klaro, aber du zahlst.“
Frohe Weihnachten!
Weihnachtsbaum schmücken in Kambodscha…

Unseren letzten Tag im Paradies verbringen wir mit altem bekannten. Wir entspannen am MPay Beach – naja gut, Alex entscheidet sich, zu diesem Strandabschnitt zu schwimmen, also nicht ganz so entspannt. Seine Arme danken es ihm am folgenden Tag. Kim und Kat hingegen machen lieber den typischen Strandspaziergang, werfen ihre Sachen ab und hüpfen ins türkisblaue Wasser. Einige Stunden später kommt Alex dann auch endlich angeschwommen. ; ) Wir genießen die letzten Stunden am Wasser, spielen ein letztes Mal Frisbee. Abends verabschieden wir uns selbstverständlich von unserem Lieblingsrestaurant Nice Food lll, bereiten Sandwiches für den kommenden langen Tag vor und packen, packen, packen.

Perspektive 1…
und Perspektive 2!

Kurzer Ausflug in die Hauptstadt

20. – 22. Dezember: Phnom Penh / Kambodscha

Die Fahrt zur Hauptstadt Kambodschas, Phnom Penh, vergeht wie im Flug. Der Reiseanbieter holt uns vom Hotel ab, bringt uns zum Busbahnhof und versorgt uns mit Wasser und Snacks für die Reise. Kim und Kat sind begeistert, gratis Essen! Phnom Penh begrüßt uns mit der besten Logik seit langem. Ein Tuktuk Fahrer buhlt um unsere Aufmerksamkeit am Busbahnhof, möchte uns für 10 USD (Supersonder-Angebot) in die Innenstadt fahren. Wir lachen, hacken uns ins WLAN ein und suchen uns den Uber-typischen-Preis raus: 2 Dollar. Der Tuktukfahrer lässt nicht locker, wirft uns immer wieder niedrigere Preise zu. Wir nennen ihn 2 Dollar als Maximum-Preis, er überlegt kurz und sagt erleuchtet: okay, 4 Dollar! 1 Dollar you (zeigt auf Kat), 1 Dollar you (zeigt auf Alex) and you … (zeigt auf Kim) … well, 2 Dollar! Warum Kim 2 Dollar wert ist, wissen wir bis heute nicht. P.S.: Wir haben uns dann für Uber entschieden. In Phnom Penh freuen wir uns über eine weitere sehr coole Unterkunft, werfen unseren Krams ab und erkunden unsere Gegend. Zwei Häuserblöcke weiter landen wir im absoluten Gentrifizierungsviertel. Überall weiße Männer in weißen Hemden und weißen SUVs, sowie sämtliche US Fast Food Ketten in dem Viertel, die man sich vorstellen kann. Wir zocken eine Runde Tischfußball bei einem Donut Laden und laufen dann mit leeren Magen zurück ins Hotel. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, denn unsere Unterkunft serviert am nächsten Morgen ein absolutes Luxus Frühstücksbuffet. Wir schlagen uns die Bäuche mit frischem Obst, Cappuccino und Rührei voll. Es sei angemerkt, dass wir sowas sonst nie hatten und unsere Augen größer waren als unser Bauch. Heute trennen sich das erste Mal unsere Wege. Die Köhntopps wollen sich das Genozid Museum und die Killing Fields anschauen, um mehr über die Geschichte des Landes zu lernen. Alex lernt das Land lieber auf eigene Faust und zu Fuß kennen. Wir sagen also Ciao und bis später!

Wer sich bis dato nicht mit der Geschichte Kambodschas auseinandergesetzt hat, dem möchten wir kurz den Wikipedia Artikel oder auch den Netflix Film „Der weite Weg der Hoffnung“ ans Herz legen. Das Land ist immer noch dabei, den größten Massenmord am eigenen Land aufzuarbeiten und nach unserem Besuch in den beiden Museen hat sich unser Blick auf Land und Leute noch einmal sensibilisiert. Was bleibt ist ein dumpfes Gefühl im Magen und das dringende Bedürfnis, auch in Deutschland noch öfter und lauter den Mund aufzumachen, wenn Minderheiten Opfer von Diskriminierung werden.

Alex hilft uns nach unserem Besuch wieder gute Laune zu bekommen. Er erzählt vom Spieleparadies in einer riesen Mall und von einem Ausflug auf das Dach eines unfertigen Hochhauses, auf das ihn die Bauarbeiter ohne Wimpernzucken ließen. Gemeinsam drehen wir noch eine Runde durch die Stadt, essen die erste Pizza nach 2 Monaten Rumreisen, laufen über einen „Made in China“ Nachtmarkt und futtern frisches Kokoseis. Den Rest des Abends planen wir unsere Weiterfahrt ins Paradies. Es soll über Weihnachten auf die Insel Kho Rong Samloem gehen. Da sich scheinbar ganz Kambodscha zur Weihnachtszeit in den Süden bewegt, bleibt uns nur noch die Option mit einer Busgesellschaft zu fahren, die erst vor Kurzem mehrere Unfälle u.a. mit Kühen auf der Straße hatte. Wir fügen uns unserem Schicksal und buchen den Bus sowie die Anschlussfähre mit genügend Zeitpuffer.

Die Busfahrt Richtung Küste verläuft, wie sie laut Google-Bewertungen verlaufen muss. Ok, wir überfahren weder Kühe noch Menschen und verursachen auch sonst keinen Unfall. Allerdings stoppen wir circa alle 3 Kilometer, weil Reifen, Motor oder Kofferraumtür nicht mehr wollen. Immer wieder wird gewerkelt, geschraubt, repariert. Die ersten Mitreisenden werden ungeduldig, buchen ihre Fähre um oder versuchen sonst irgendwie, Infos vom Fahrer zu bekommen. Der schweigt besinnt. Mit 3 Stunden Verspätung kommen wir in Sihanoukville an, perfekt für unseren smarten Zeitplan. Unsere Fähre soll erst in einer Stunde fahren. Kurz zu Sihanoukville: dieser Küstenort sieht aus, als wäre er ein Kriegsgebiet. Die Straßen wurden offengelegt (nirgends Asphalt), überall sind Löcher, Staub, alle Häuser im Auf- oder Abbau. Keines davon wirklich fertig. Es ist total strange. Die Chinesen haben diesen Ort vor einiger Zeit komplett aufgekauft und wollen hier eine Megastadt errichten. Das bedeutet im ersten Schritt: alles abreißen. Und so sieht es hier wirklich aus. Wir sind froh, so schnell wie möglich auf unsere Fähre zu springen und endlich auf Kho Rong Samloem anzukommen. Die Insel erreichen wir erst im Dunkeln, aber wir wissen schon jetzt: hier ist es richtig richtig schön!

Da es uns nicht richtig schien, Fotos auf den Gedenkplätzen zu machen, haben wir aus Phnom Penh nur eine Auswahl an Selfies von Alex‘ Solo-Tag. Viel Spaß damit! 😉
Ciao Phnom Penh, du warst nicht besonders schön und wir würden nicht noch mal vorbei schauen – aber du hast uns viel über die Geschichte deines Landes gelehrt.