Schlechtes Karma (oder einfach nur Pech) in Pai

26. – 29. November

Pai ist ein kleiner Ort in den Bergen, er wird auch „Hippie Village“ genannt. Gefühlt scheint sich hier alles den Begriff „Hippie“ zu verdienen, wenn ein paar Hipster mit Dreads im Ort sind. Das Dörfchen ist aber wirklich ganz nett und die Umgebung bergig und grün. Hier gibt es einige Bars, wir verirren uns wegen der sehr netten Bedienung immer wieder in die selbe. Natürlich gibt es außerdem den obligatorischen Nachtmarkt, den wir täglich ca. 10 Mal auf und ablaufen. Insgesamt also ein sehr ruhiger Ort zum verweilen, leider werden wir bzw. viel mehr Kat vom Pech verfolgt. Es folgt eine Zusammenfassung:

  • Kat kommt ziemlich erkältet in Pai an. Das wäre dann schon mal eine suboptimale Basis für die Folgetage, da Pai eigentlich fürs Feierrn bekannt ist. Das macht der Körper gerade aber leider nicht mit.
  • Dämlicherweise haben wir uns ein Guesthouse vorgebucht, das 30 Minuten außerhalb des Stadtkerns liegt. Es ist nicht mal besonders schön, das sind schon mal zwei blöde Faktoren. Am zweiten Tag entscheiden wir, auszuziehen.
  • Auf dem Weg zurück in den Stadtkern lenken uns zwei supersüße Hunde ab (wirklich sehr süß! Alex der Hundebanause bemerkt sie nicht.). Kat stolpert über ihre eigenen Füße und fällt inklusive Gepäck auf ihren rechten Arm. Gebrochen oder nicht, das ist hier die Frage. Die beiden Hunde sind parallel etwas perplex, ich schätze sie können nicht glauben was für eine Wirkung ihre niedlichen Hundeaugen auf Menschen haben. Kats Beine haben auch einige Blessuren abbekommen und ganz ehrlich: 99% der Touris in Pai holen sich exakt diese Schürfwunden beim Rollerfahren. Wie peinlich ist im Vergleich bitte die Story, einfach über die eigenen Füße gefallen zu sein? Im Krankenhaus wird entschieden, dass es sich um eine Muskelprellung/Riss handelt. Ok, noch mal Glück im Unglück gehabt.
  • Mit dem Roller die Gegend erkunden geht nun leider nicht mehr. Stattdessen organisieren wir uns eine Tagestour über einen der vielen Anbieter im Ort. Dumm nur: unsere Agentur verkauft uns eine Tour, die sie eigentlich gar nicht anbieten. Mehr oder weniger improvisiert organisieren sie uns ein Taxi-Tuktuk, dass uns an die vielen Orte bringen soll. Das Taxi ist leider so alt und klapprig, dass es die Berganstiege nicht mehr schafft. An einem Aussichtspunkt rollt der Wagen einfach direkt wieder rückwärts den Berg herunter. Einige ziemlich coole Punkte der Tour werden also kurzerhand ausgelassen. Das Taxi hat außerdem keinerlei Stoßdämpfung mehr – bei einem Schlagloch kommt es also wie es kommen muss: Katrin hüpft von der Sitzbank und fällt: auf den kaputten Arm, ist ja klar. Dieses Mal etwas mehr auf das Handgelenk, so dass der rechte Arm mittlerweile zu gar nichts mehr zu gebrauchen ist (Zähneputzen, Haare bürsten, festhalten, ausbalancieren… man braucht den Arm für wirklich essentielle Dinge!).
    Kommentar Alex: Wir haben im Krankenhaus eine Schlinge für den Arm bekommen der auch nach mehrfacher Erinnerung meinerseits nicht getragen wurde…
  • Wir entscheiden, uns dem Schicksal zu fügen und einfach nichts mehr zu machen außer in der neuen Unterkunft auszuspannen. Hier fühlen wir uns wirklich wohl, es gibt sogar Schafe und Kaninchen. Als wir dort ankommen, teilt uns der Inhaber mit, dass wir unser Zimmer leider zum nächsten Tag verlassen müssen – sie seien überbucht. Wir entscheiden: es passt einfach nicht zwischen uns und Pai. Eine Liebe soll man nicht erzwingen, wir geben auf. Am nächsten Tag verlassen wir früh und geplättet dieses kleine Dorf. Auf dass uns mehr Glück auf dem Weg nach Laos ereilt!
kurz vor dem Verlassen der ersten Unterkunft..
nichtsahnend, dass Kat sich gleich ordentlich auf den Asphalt legt. 😀
Aua, aua!
safety first sag ich immer, nech.
bei Drinks im almostfamous lässt sich der Schmerz ganz gut vergessen
unsere versprochene Halbtagestour. Mogelpackung! 3 der versprochenen Punkte können wir nicht anfahren.
ein weiterer Buddha auf unserer Tour. Sie werden immer größer (und weißer/weiser irgendwie auch)
Alex erklimmt der Viewpoint.
ööööh … wer genau soll ihn jetzt tragen?
das ist Rosella – aus der Blüte/Blüten“frucht“ lässt sich zB. Marmelade machen. Ein kleiner Öko Bauer, der am Canyon lebt, hat uns davon einige Leckereien zum Probieren gegeben. Sehr nice!
ein Mini Canyon – vor einigen Jahren durch ein Erdbeben entstanden. Einfach so, BAM und die Erde ist gespalten.
keine Ahnung was das ist, aber wir nennen sie Reggae Frucht
Pad Thai am Canyon.
Uuuund Tschüss Pai! *jump*

Chiang Mai

24. – 26. November

Nach einer langen Busfahrt kommen wir frühmorgens im Busbahnhof Chiang Mais an. Wir entscheiden uns, die „GRAB IS ILLEGAL“ Schilder zu ignorieren und buchen ein Taxi zu unserem Guesthouse mit Grab (ähnlich wie Uber). „Is Grab illegal in Chiang Mai“ fragt Alex. „Yes“ sagt der Fahrer. Wir beschließen, dass wir einfach drei Freunde auf dem Weg in die Altstadt sind. Wir sind begeistert von unserem Guesthouse, alles ist sehr schick eingerichtet, es gibt zwei sehr schöne Koi Teiche und das beste Frühstück was wir bisher auf unserer Reise hatten (jede Menge frisches Obst mit Nüssen, Müsli und Joghurt). Nach Indien fühlen sich die Unterkünfte alle an wie 5 Sterne Resorts. Entspannt und mit gefühlt zehn Obstkörben im Bauch machen wir uns auf Entdeckungstour durch die Altstadt. Die besteht zu 99% aus Tempeln, wir klappern einem nach dem nächsten ab und sind irgendwann sehr gesättigt von Mönchskutten, Glitzerbuddhas und merkwürdigen Tierstatuen.

Nein, wir sind diesen Mönchen nicht auf die Pelle gerückt. Diese Mönche sind auf Wachs, sahen aber täuschend echt aus.

Wenn wir gewusst hätten, dass sich die gesamte Altstadt in der Nacht zu einem riesen Nachtmarkt wandelt, hätten wir es den Tag über sicher etwas ruhiger angegangen. Der Nachtmarkt ist wirklich beeindruckend: wir laufen mehrere Kilometer durch bunt geschmückte Straßen, die Tempel sind mit leuchtenden Lampions geschmückt und nach jedem Schnickschnack Stand gibt es ESSEN. Da das unser erster richtig großer asiatischer Nachtmarkt ist, rasten wir auch etwas auf das Essen aus. An jeder Ecke bleiben wir stehen, überlegen circa 0,2 Sekunden und probieren alles, was uns unter die Augen kommt. Snacking around the world!

Da freut sich jemand auf eine Nacht voller Snacks!
Pure Marakuja… mhhh sauer
Bester Nachtmarkt bisher!
Sushi ungekühlt auf einem Nachtmarkt? Prima Idee!
Es gibt übrigens keine Bilder von Kat mit Essen, weil das Essen in der Regel nach wenigen Sekunden weggeatmet war. 😀

Am Folgetag fühlen wir uns 10 kg schwerer und entscheiden, uns auf einen Berg fahren zu lassen und wandern zu gehen. Die Bewegung scheint uns sinnvoll, vor allem weil wir am Abend einen weiteren Nachtmarkt besuchen wollen. 😉 Die Fahrt mit dem Tuktuk auf den Berg ist kurvig. Sehr kurvig. Kats Magen macht das nicht so richtig mit. Auf dem Berg entscheiden wir, das Tuktuk nach unten um alles in der Welt zu vermeiden. Was wir also den Rest des Tages tun: wir wandern einen steilen Weg den Berg herunter. Sinn der Trekking Strecke, die sich „Monks Trail“ nennt, ist es eigentlich, den Berg hochzuwandern und sich dabei alle Tempel auf dem Weg anzuschauen. Wir finden aber: gegen Strom ist tausend Mal besser. Und so holen wir uns den größten Wadenmuskelkater unserer Reise, genießen aber gleichzeitig auch die Ruhe in den Wäldern.

ein Dschungel-Tempel irgendwo auf dem Monk Trail
wir haben gute Laune! Für uns geht es nämlich im Gegensatz zu allen anderen bergab und nicht bergauf. 😀

Das Abend Programm ist das übliche: Bamboo Tatoo stechen lassen, die Party Ecke der Altstadt aufsuchen, in der Reggae Bar selbst mitgebrachten Whiskey trinken und in der Mega Party Dance Bar eine runde abshaken. Zu guter Letzt noch bei 7-11 einen viel zu heißen Kaffee (Aua!) trinken, weil es keinen Tee gibt aber irgendetwas gegen die Erkältung aus dem Bangkoker Kino getan werden

dance dance dance
live Reggae Band, ziemlich gut
Und Ciao Chiang Mai!

Unser 2tes Ziel: Thailand

Bangkok: 21. – 23. November 2562

Nein, wir schreiben nicht aus der Zukunft – irgendwie hat uns der Flug von Indien vom Jahr 2019 in das Jahr 2562 katapultiert. Keine Ahnung, aber die Thailänder werden schon wissen wie man die Uhr liest. Im Vergleich zu Indien scheint Thailand wirklich um 500 Jahre „zivilisierter“, zumindest was die Austattung an Supermärkten, High End Malls, Seife in Badezimmern angeht. Wir genießen die Metropole wie im Wahn. Wir werfen mit Geld um uns, weil es plötzlich so leicht ist für Sachen Geld auszugeben: wir gehen uns in Supermärkten mit Snacks eindecken, trinken gekühlte Fruchtsmoothies auf der Straße, überall wird einem an kleinen Essenständen für den ein oder anderen Baht Essen angeboten. Unser Ziel für den Ankunftstag ist leicht: endlich gibt es hier Kinos, die nicht nur Bollywood Streifen zeigen. Wir wollen Joker im Kino im Originalton hören, in Berlin haben wir es vor der Abreise leider nicht mehr geschafft. Da der Film erst Abends spielt, schauen wir uns tagsüber ein paar buddhistische Tempel an. Davon gibt es hier im Vergleich zum Süden Indiens nämlich plötzlich wieder unfassbar viele. Auf dem Weg dorthin passiert das eigentliche Highlight des Tages: wir finden einen Frisör, der sich Alex Hippiematte annimmt. 😉 der Besuch ist witzig, die Thais verstehen uns nicht und wir sie nicht. Fragen zum Haarschnitt werden grundsätzlich mit Kat geklärt, was der Mann will ist nebensächlich. Wir haben Spaß und Alex sieht mit seinen kurz geschorenen Haaren und dem Rauschebart mittlerweile aus, wie ein Himalaya-Bergsteiger Typ. Finden wir im Frisörsalon auf jeden Fall alle gut!

Der Weg ins Kino ist schön. Wir laufen einen kleinen Weg am Fluss entlang und können den Anwohnern ins Wohnzimmer schauen. Beziehungsweise, teilweise stehen wir auch einfach im Wohnzimmer, die werden hier nämlich einfach nach draußen verlegt. Wir erreichen eine Bootsstation und nehmen die nächste Gondel in die Innenstadt. Wir erreichen ein Stadtviertel, das gefühlt nur aus riesen Malls besteht. Es sind so viele, dass wir erst in drei falsche gehen müssen, bis wir „unsere“ Mall mit dem Kino finden. Ärgert uns aber überhaupt nicht, wir laufen so nämlich direkt durch einen „Weihnachtsmarkt“ und futtern noch ein paar Pancakes und Grillspieße. Der Kinobesuch verwandelt sich schnell in ein interkulturelles Highlight. Vor dem Abspielen des Films erscheint ein Standbild des Königs, darunter offenbar die thailändische Aufforderung, ihm Respekt zu erweisen. Alle Kinogäste stehen auf und für uns folgt eine Minute der absoluten Verwirrtheit und vor allem des „jetzt-bloß-nicht-laut-lachen“. Es wird ein Kurzfilm über die Lebensgeschichte des Königs gezeigt, aneinandergereihte Bilder des Familienalbums mit schnulziger Hintergrundmusik. Ooookay. Der Film ist großartig, wir fahren mit dem lokalen Bus nach Hause und entscheiden uns, kurz noch die Backpacker/Party-Straße Khao San durchzulaufen. Überall dröhnt einem Musik in die Ohren, die Bars versuchen sich gegenseitig die Gäste zu klauen. Ein Essenstand reiht sich an den nächsten, es liegt Grillrauch in der Luft und uns werden frittierte Insekten, Alligatoren-Spieße und Pad Thai angeboten. Wir fallen sehr müde ins Bett, der harte Kontrast zu Indien muss erst mal verarbeitet werden.

Der Verkehr und die ganzen Lichter machen uns ganz schön große Augen.

Den zweiten Tag spazieren wir wieder ziellos durch Bangkok. Wir haben das Gefühl, so können wir das Leben der Stadt am besten greifen. Wir machen eine kurze Pause im Reaggea Café, freuen uns über die gute Musik. Unser Spaziergang führt uns über einen Uni Campus, am Wasser entlang Richtung Königspalast. Wir entscheiden uns gegen das Königshaus, das ganze ist uns etwas suspekt. Stattdesse machen wir das zweit-touristischste in der Ecke und fahren zum Tempel gegenüber. Der Tempel ist schön, aber schon am zweiten Tag sind wir etwas gesättigt: kennste einen, kennste alle (wir waren große Kulturbanausen in Bangkok).

Abends trauen wir uns ein zweites Mal auf die Khao San Road. Wir gönnen uns Pad Thai mit Erdnüssen, viel Bier, Cocktails und das Dessert führt zum Ende des Abends: ich gebe dem Verkäufer gut gelaunt einen 500 Baht Schein, er nutzt unsere Angetrunkenheit aus und behauptet, ich hätte ihm nur 50 Baht gegeben. Wir haben kein Bock, leichte Beute zu sein und rufen die Polizei. Dummerweise geben wir den Hörer an den Verkäufer, er quatscht kurz auf Thai und legt auf. Sein Freund ruft dann selber „die Polizei“, die Aktion war zugegebenermaßen etwas dämlich. Die „Polizei“ kommt, wir werden selbstverständlich nicht für voll genommen und der Verkäufer in Schutz genommen. Als die Situation sehr laut wird und der Polizist sagt, wir sollten den Fall „woanders“ klären, ziehen wir den kürzeren und gehen. Wir treffen die „Polizei“ einige Minuten später beim Bier trinken vor einem Straßenstand. Das lassen wir unkommentiert so stehen.

Am dritten Tag in Bangkok wollen wir in den Norden Chiang Mais weiterziehen. Wir haben uns einen VIP Nachtbus reserviert und hängen den Rest des Tages im Hostel ab. Es wird ein ruhiger Tag, wir genießen es nach all den Eindrücken sehr. Die größte Schwiergkeit wird dann, den Abfahrtsort des Busses zu finden. Jeder Thai ist nach Inspektion unserer Tickets der Meinung, wir müssen woanders hin. Und wir gehen woanders hin. Um am Ende da zu landen, wo wir ganz am Anfang hin wollten. 😀 Die Busfahrt wird lang, schlafen fällt schwer. Wir überleben es und kommen früh morgens in Chiang Mai an.

Grüße aus dem Bus!

Ein kurzer Stop in der Zivilisation, und dann: Abflug

Fort Kochi: 19. – 20. November 2019

Nach einer entspannten zweistündigen Fahrt mit einem Reisebus á la deutscher Standard kommen wir in Kochi an – unser Abflugort und letztes Ziel in Indien. Angekommen am Busbahnhof in Kochi sehen wir einen sogenannten Prepaid Stand. In größeren indischen Städten gibt es diese häufiger, bereitgestellt von der Verkehrspolizei. Dort erhält man gegen eine winzige Gebühr (1-3 Cent) ein Ticket, auf dem der Endpreis für die eigene Fahrt vermerkt ist. Oder anders: das ist die einzige Möglichkeit für Touristen, den normalen Taxi-Preis zu zahlen. Wir steuern also direkt darauf zu. Aus der Ferne hat uns aber schon ein Rickshaw Fahrer entdeckt, ich nenne ihn mal Horst. Horst ruft uns von Weitem zu, ob wir ein Tuktuk brauchen, welches von mir (Alex) mit meinem mexikanischen „Nein“-Finger abgewunken wird. Der mexikanische „Nein“-Finger ist ein nach oben zeigend ausgestreckter Zeigefinger, bei dem die Fingerspitze wie ein Scheibenwischer hin und her wackelt. Beim Schalter des Prepaid Standes angekommen geben wir dem Schaltermann unseren Zielort durch. Er verweist desinteressiert auf Horst und wendet sich dem nächsten Kunden zu. Während Horst uns mit wilden Erklärungen erzählt, wie teuer die Fahrt sei (ein Preis, der uns viel zu hoch erscheint), versuche ich ein zweites Mal mein Glück beim Schalter. Nach kurzem Versuch, mich zu ignorieren und anschließend wieder an Horst zu verweisen, merkt der Beamte wohl, dass ich auf sein Ticket beharre. Wennˋs sein muss: der Beamte kassiert seine Gebühr und stellt mir ein Ticket aus. Horst hat mittlerweile schon ein, zwei andere Rickshaw Fahrer weitergeschickt und versucht, uns weiterhin für den dreifachen Preis zu befördern. Ist uns egal, wir steuern auf einen älteren Fahrer zu, der die Situation nicht ganz versteht und nach kurzer Diskussion dürfen wir dann mit dem nicht korrupten Rickshaw Fahrer für den korrekten Preis mitfahren. Solche Situationen passieren uns immer wieder in Indien. Eine weiter lustige Erkenntnis: Taxi Fahrer in Indien fahren grundsätzlich immer einfach erst mal los, ohne zu wissen wohin genau sie müssen. Es ist ein bisschen lustig mit anzusehen: Google Maps verstehen viele ältere Fahrer nicht, vieles geht nach Gefühl, kurzem Anhalten und Kollegen fragen oder auch einfach: Kunden absetzen und sagen: weiter weiß ich halt nicht.

Unser Guesthouse finden wir trotzdem. Es ist ein sehr schönes Haus mitten in Fort Kochi. Hier hat alles portugiesischen Einfluss, kleine Gassen, Balkone, viele Blumen. Eine ganz andere indische Stadt, als die wir bisher kennengelernt haben. Unsere Gastgeberin Jasmin (oder so ähnlich) erzählt uns bei der Ankunft viel darüber, wie sich Fort Kochi in den letzten 15 Jahren touristisch verändert hat. Anschließend begeben wir uns mit dem Bewusstsein „Oh nein, der letzte Abend in Indien“ auf die Suche nach einem Kochkurs, um ein bisschen was von der indischen Kochkunst mitzunehmen. Na gut, in erster Linie wollen wir richtigen Chai Tee selber machen können, um unsere Sucht auch in Deutschland befriedigen zu könne. Aber auch das indische Essen hat es uns echt angetan. Wir finden schnell mehrere Optionen, aber zeitlich am besten passt es uns bei Meera. Der Kochkurs ist noch am selben Abend. Wir entscheiden uns die Zeit bis dahin mit einer Erkundungstour durch den kleinen Küstenabschnitt zu überbrücken.

Die grüne Aussicht von unserer Terrasse
Auf der Suche nach der passenden Kochschule

Wir sehen, wo der Fisch auf Eis gelegt und mit LKWs verfrachtet wird. Menschen schaufeln tonnenweise Eisberge auf tonnenweise Fische. Wir kommen an einer anlegenden Fähre vorbei und wundern uns, wo die ganzen Autos, Motorroller und Menschen auf der kleinen Fähre Platz gefunden haben. Wir sehen unsere erste intakte und genutzte Strandpromenade in Indien. Viele Stände mit Kleidung, Essen und Schmuck sind aufgebaut. Darunter befindet sich auffällig viel China Ware, der Tourismus scheint in Fort Kochi wesentlich stärker kommerzialisiert zu sein. Ein anderes Beispiel: am Ufer sind chinesische Fischernetze aufgebaut, wir beobachten den effizienten handbetriebenen Fischbetrieb aus der Ferne. Möchte man direkt dabei sein, wird man um „Eintrittsgeld“ gebeten. Ich habe mich besonders gefreut, dass es am Strand Mango mit Chili gab.. Mhhhh wie in Mexiko! Mag sich für den ein oder anderen vielleicht merkwürdig anhören – dachte ich beim ersten Mal auch – aaaaber: in Mexiko gibt es alles mit Chili und Zitrone und (meistens) ist das auch ziemlich geil!

ich sehe FISCH, und er ist überall..
Fort Kochi besteht aus vielen kleinen Gassen und schönen portugiesischen Häusern. Schön, weil hier nicht so viele Rickshaws, Autos, Scooter reinpassen. 😉
Vor einigen Jahren wurde in Fort Kochi die Biennale ausgerichtet, die Überbleibsel sind viele tolle Straßenkunstwerke. Lieben wir!
ein riesen Thema in Indien, der Klimaschutz. Überall wird darauf aufmerksam gemacht, dass wir unsere Natur schützen müssen. Plastiktüten und Strohhalme sind längst per Gesetz verboten.
Mango mit Zitrone und Chilli, mhhhhh wie in Mexiko!

Unsere Cooking Class soll um 18:00 starten. Wir sind deutsch-pünktlich 10 vor da und die Vorbereitungen von Meera sind noch nicht ganz durch. Die Kochschule findet bei ihr zuhause statt, alles ist so privat aber dadurch nicht weniger professionell. Um unsere Wartezeit zu verkürzen, dürfen wir mit dem Großvater des Generationenhaushalts eine Bollywood Soap im Wohnzimmer anschauen. Wir verstehen kein Wort der Handlung, aber die Blicke und Hintergrundmusik sind eindeutig. Wir sind ziemlich gecatched und wollen fast gar nicht in die Küche, als es soweit ist. Meera erklärt uns professionell, wie man mit tausend Gewürzen, dem richtigen Mixverhältnis und Wissen richtig leckeres Essen zaubert. Wir kochen vier „Currys“ und backen bzw. braten unser eigenes Roti-Brot. Keine Ahnung, ob wir das schon mal erwähnt haben, aber die Brotauswahl in Indien ist RIESIG. Das Grundrezept scheint meistens mehr oder weniger gleich zu sein, aber dann kann Brot gebraten, frittiert, gebacken, .. werden und es schmeckt jedes mal anders. Unser Essen schmeckt uns nach den 2 Stunden kochen wirklich sehr gut und wir verschlingen alles ratzefatz in der Küche von Meera.

unsere Kreation: 4erlei Curry mit Reis und Chapathi. Mega, wir essen alles auf!

Unseren letzten Tag in Indien verbringen wir damit, uns die Füße zu vertreten. Wir laufen ins jüdische Viertel und der Weg ist hier wirklich das Ziel: es ist ein langer Spaziergang durch eine Handelsstraße. Hier stehen Händler mit säckeweise Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Kartoffeln, Gewürzen. Wir fragen uns, ob Uncle Bens und Co hier einkaufen wie die Einheimischen. Irgendwann wandelt sich die Handelsstraße zum Kunstviertel. Wir plaudern mit Künstlern, schauen uns ihre Werke an und lassen sie uns erklären.
Das jüdische Viertel selber ist ziemlich öde. Eine lange Straße, tausend Händler – „no hassle“ steht auf den Fensterläden, das Gegenteil ist der Fall. Die Synagoge hat leider Mittagspause. Enttäuscht und k.o. setzen wir uns auf einen Spielplatz. Alex ergreift sofort die Chance und spielt mit zwei Einheimischen Teenies ein Brettspiel. Es ist schön zu sehen, wie einladend die beiden Jungs sind und wie viel Spaß es ihnen macht, Alex das Spiel beizubringen. Er ist ein Naturtalent, wird aber trotzdem Letzter. Schätze, er muss wohl wieder kommen, um zu üben.
Zurück in Fort Kochi finden wir für unsere letzte Stunde noch ein kleines Highlight: eine kleine familienbetriebene Bäckerei mit den leckersten Backwaren. Nach 3 Wochen indisches Essen ein Traum. Wir trinken Chai, essen Muffins, lachen mit dem Inhaber, lauschen Country Musik zu, die seine Onkel aus Australien mitgebracht haben, und decken uns für den Flug ein.
Mit dem Bus geht es Richtung Flughafen Terminal. Der Bus fällt häufig aus, wir haben aber Glück: nur eine kleine Motorpanne auf dem Weg zum Flughafen, kurze Pause und dann geht es weiter. Alles am Flughafen ist etwas anders: keiner kommt ohne Bordkarte in den Flughafen rein, der Wartesaal wurde nach draußen verschoben. Es fühlt sich an wie ein Hochsicherheitsgebäude, unsere Tickets werden 8 Mal gecheckt und abgestempelt. Wir geben unsere letzten Rupien aus Mangel zu Alternativen für das un-indischste Essen überhaupt aus (Burger King) und verlassen Indien. We will miss you und wir kommen sicher wieder!

ist das Kunst?
Hi
neue beste Freunde
Alex zockt die beiden ab…ööhhh bestimmt
der Kokosnussmann lief frühmorgens durch die Gassen und fragte, ob jemand seine Dienste benötigte. Unsere Gastgeberin hat eine große reifen Kokospalme im Garten stehen und wir dürfen beobachten, wie der Mann affenmäßig den Baum hochkraxelt. Die Kokosnüsse fallen wild vom Himmel.
Die familienbetriebene Bäckerei, in der wir am Ende unserer Reise unsere ganzen Rupies lassen. Mhhhhh lecker! Haben wir schon erwähnt, dass wir unsere Reise „Snacks around the world“ nennen?
das Hochsicherheitsgebäude von außen – wir wären dann soweit. Abflug!
Byebye Indien, es war uns wirklich ein Fest. Unsere Route war schön, wir haben viele Gespräche mit Einheimischen geführt, hatten tolles Essen, die großartigste Natur. Wir kommen wieder!

Where are my Crocodiles?

Alappuzah: 16. – 19. November 2019

Warum Alappuzah mal so heißt oder Alleppey haben wir bisher nicht ganz verstanden. Der Ort liegt an der Westküste im Süden Indiens und ist für seine Backwater bekannt. Unseren ersten Tag verbringen wir damit, den kleinen Ort zu erkunden. Wir spazieren zum ersten richtigen Supermarkt (mit funktionierenden Kühlregalen!) seit Ankunft in Indien, kaufen uns Haferflocken, Obst und Joghurt und freuen uns ein bisschen, endlich mal selber ein Frühstück „zuzubereiten“. Unser Hostel liegt am Strand, die Gegend gibt nicht viel her: viele Hotels sind (noch?) geschlossen, eine Strandpromenade besteht nur noch zu 30%, der Strand lädt nach Agonda auch nicht wirklich zum Schwimmen ein. Der Ort scheint nur noch von Backwater-Touren zu leben. Trotzdem finden wir ein paar Goldstücke, beispielsweise einen ziemlichen hippen Wagen, der Chai Tee in 1.000 Varianten verkauft. Da wir Chai Tee mittlerweile 3 Mal am Tag trinken und er definitiv den Kaffee ersetzt hat, feiern wir das Konzept und sagen dem Besitzer, sein Laden würde in Berlin wie eine Bombe einschlagen. Er sagt: erst mal probieren sie es in Amsterdam. Die Jungs wissen offenbar, wie der Hase läuft. Wenig später erklimmen wir einen Leuchtturm, genießen die kühle Briese in der Höhe, geben selbstverständlich wieder einige Selfies und schauen uns dann den Sonnenuntergang am Strand an. Eine gute Idee, finden auch alle Bewohner der Gegend. Der ganze Strand ist voll mit Familien, alle Generationen sind vertreten. Es wird gegessen, gelacht, gebadet, natürlich werden Fotos gemacht. Wir finden diese Sonnenuntergangs Tradition schön, beobachten das Gewusel und lassen in unserem liebsten Restaurant „Catamaran“ den Abend ausklingen. Hier gibt es Babykatzen und Kellner, die man einfach nur umarmen mag, so herzlich sind sie.

Chai Verkaufsstand – darf ich den mit nach Hause nehmen? Süßwaren packen die Leute hier ürbigens in große Plastik-Bottiche, damit sie nicht trocken werden. Sieht komisch aus, ist aber effektiv.
Der Leuchtturm von unten
Und die Aussicht von oben
Wäsche trocknet am Strand. Ob sie danach nicht wieder schmutzig und salzig ist? Wir werden es nie wissen..
Eine der vielen (doch etwas kitschigen) Kirchen hier. Hindu-Tempel gibt es wieder weniger im Süden Indiens.
Alex freut sich über die lustigen Konstruktionen der Locals
Buntes Treiben am Strand
Wir sitzen eine ganze Weile nur da und beobachten die Einheimischen
Sorry für alle Zartbeseiteten: das ist eine riesen Schildkröte, auf der 5 kleine Jungs rauf und runter gehüpft sind. Als wir sie entdeckt haben, sind die Kids etwas verschämt weggerannt. Die Schildi war schon tot, wir vermuten ein Hai oder so hat ihr die Flosse abgebissen. Traurig, so ein schönes, altes Tier tot am Strand liegen zu sehen : ( nach den Kids kam dann ein Hund, der sich noch ein Leckerli sichern wollte…scheint hier alles gelebte Natur zu sein
Um vom vorigen Bild wieder abzulenken: dies ist eine 2 Wochen alte Babykatze, die unser Lieblingskellner verwahrlost adoptierte und wieder aufpeppelt. Sie ist sehr süß und wenn sie groß ist, futtert sich alle Kakerlaken in Indien auf. Versprochen.

Den kommenden Tag machen wir eine Tagestour mit einer Gruppe Touristen durch die Backwaters. Wir lernen: Backwater sind keine Magroven sondern eine Gegend, die aus unzähligen Flussarmen und Seen besteht. Krokodile gibt es hier entgegen unserer Hoffnung leider nicht. : ( Auf den schmalen Streifen Land stehen (teilweise sehr schicke) Häuser. Die Dorfbewohner leben mit dem Fluss: sie waschen sich, ihre Wäsche, Geschirr. Sie verkaufen ihren frischgefangenen Fisch auf ihren Boten und transportieren sogar Möbelstücke von Besitzer A zu Besitzer B (wir sehen 2 schicke Doppelbetten auf einem 1 Meter breiten Kanu, sehr interessant). Viele scheinen mit der Fischerei und ihren angelegten Reisfeldern Geld zu verdienen. Die Tour ist ihr Geld wert, wir werden zunächst mit der öffentlichen Fähre rausgefahren, dürfen bei einer Dorfbewohnerin alle zusammen frühstücken. Es gibt indisch, ohne Messer und Gabel – etwas gewöhnungsbedürftig. Wir schauen alle nach links und rechts, greifen dann aber beherzt mit den Fingern zu. Dann fahren uns Dorfbewohner in ihren motorlosen 4-6 Mann Kanus durch die kleinen Flussarme. Während Kat das Dorftreiben beobachtet, interessiert sich Alex vor allem für den Anbau der Reisfelder und Häuser – alles liegt circa 0,5 – 1 Meter unter dem Flussspiegel. Warum das so ist, keine Ahnung. Aber Alex hört nicht auf zu fragen. ; ) Die Tour endet wieder auf der Terasse der netten Dorfdame, die uns zum Abendbrot Reis, Chapati und 4 unterschiedliche „Currys“ reicht. Es ist so lecker, dass sich keiner mehr darüber Gedanken macht, das Finger und Gesicht komplett mit Essen bedeckt sind. So gut!

Langsam und gemächlich fährt uns unser Bootskapitän durch die kleinen Flussarme
Die Dorfdamen sorgen fürs Abendbrot
Falls es von Interesse ist: so sieht ein Fuß ohne Spinnenbiss aus (links), daneben ein Fuß mit Spinnenbiss
Spaziergang mit Sonnenschirm. Auch den Einheimischen macht die Hitze zu schaffen.
Unser Bootsfahrer. Super Führung: There is House! There is Rice feld! There is Fisherman! Ahh…
Das Essen. Sieht nach nüscht aus, war aber extrem lecker! Wirklich.

Unseren lezten Abend wollen wir mit einem Bier ausklingen lassen. Das ist aber gar nicht so einfach: der Bundeststaat Kerala wird von einer kommunistischen Partei regiert. Offenbar erlaubt es der Kommunismus nicht, sich genüsslich eins hinter die Birne zu kippen. Möglicherweise verstehen die Inder den Kommunismus etwas anders als die Russen – da gibt es doch auch Wodka, oder nicht? In einer dunklen Spelunke kriegen wir dann doch Bier. Sicher hätten wir hier auch Waffen, sonstige Drogen oder Organe erhalten. Cheers!