Don Det 10. – 16. Dezember
Der Mekong ist im Süden Laos so breit und flach, dass er von Sanddünen, Gestrüpp und richtigen Inseln gezeichnet ist. Schnell entsteht wirklich der Eindruck, es gäbe mehrere tausend Inseln. Don Det ist eine, wo sich vor vielen Jahren die ersten Backpacker hinverirrt haben. Nachdem vor 10 Jahren dann Strom auf die Insel „kam“ und vor wenigen Jahren die Grenze zwischen Laos und Kambodscha geöffnet wurde, hat sich Don Det zu einem mehr oder weniger bekannten Punkt für Laos Reisende entwickelt. Die Insel lebt vom Backpacker-Tourismus, aber es ist trotzdem kein „Mallorca“ oder ähnliches: es gibt keine Bankautomaten, nur weniger „schicke“ Unterkünfte, keine Straßen, keine Autos. Man bewegt sich mit Fahrrädern über die Insel, es gibt genau zwei Wege (einer um die Insel herum, einer durch die Mitte). Die Aktivitäten für Backpacker reduzieren sich ebenfalls auf zwei: Kayaking und Fahrradtour. Viele Reisende verlassen die Insel häufig auch schon wieder nach 2 Tagen, da es „nichts mehr zu sehen gibt“. Das können wir nur schwer nachvollziehen. Die Insel strahlt so viel Ruhe aus, wir treffen ebenfalls auf einige Reisende die bereits seit mehreren Monaten „hängengeblieben“ sind – das ist für uns wesentlich leichter nachzuvollziehen.
Ein Grund für den Wohlfühlfaktor auf Don Det ist nicht zuletzt auch unsere Unterkunft. Lutz, unser Host, lebt bereits seit mehr als 20 Jahren hier. In Berlin noch in der Rigaer Straße Häuser besetzt, heute verheiratet mit einer herzlichen Laotin und Gastgeber der schönsten Unterkunft auf Don Det. Wir fühlen uns in seiner Unterkunft „Mama Leuah“ wie zuhause und freuen uns täglich auf seinen selbstgemischten Schnaps aus laotischem Reisschnaps und Zitrone/Ingwer. Auch das Restaurant bietet ein wenig Heimatgefühl: neben dem üblichen laotischen Nudel und Reisgerichten gibt es Müsli, Schnitzel und Berliner Buletten. Wir haben ein eigenes Holzhaus direkt am Wasser und können bei Sonnenaufgang die Wasserbüffel beim Baden beobachten. Sollte es noch nicht deutlich geworden sein: wir könnten uns definitiv vorstellen, hier zu leben. Leider reichte unsere Zeit nur für eine Woche Don Det.
Die Tage vergehen langsam, entspannt – die Ruhe der Insel hat uns angesteckt. Wir leihen uns Fahrräder aus, die wir am zweiten Tag bereits selber mit einer Eisensäge knacken müssen. Merke: auf einer Insel muss man keine Fahrräder anschließen, wohin sollen die Räder auch geklaut werden? Die Schlösser sind dementsprechend verrostet und lassen sich nach einmaligen Gebrauch nicht mehr öffnen. Zum Glück hat Alex auch schon vor dem Frühstück genügend Kraft, mit der Säge Schlösser zu knacken.
Mit den Rädern erkunden wir die eigene und die Nebeninsel (Don Khon). Die Wege sind sandig und huckelig, unser Hintern dankt es uns am nächsten Tag. Alle paar Meter halten wir an, beobachten Hundebabys oder kleine Küken. Die ganze Insel scheint im Baby-Fieber zu sein: überall laufen Welpen, Küken, Kälber oder ähnliches rum. Es macht die Insel noch ein Stückchen mehr zum Paradies. Unsere Endstation liegt mitten im Dschungel von Don Khon, hier endet unsere Radtour vor einer gerissenen Hängebrücke. Haben wir Lust, drumherum zu fahren? Nö. Also zurück und Sonnenuntergang auf einer verlassenen Hotelveranda anschauen. Perfekt.
Die wohl actionreichste Aktivität unseres Don Det Aufenthalts ist die geführte Kayaktour (auch hiervon gibt es mittlerweile keine Fotos mehr, da uns unsere Actionkamera auf dem Weg nach Mexiko entwendet wurde). Wir werden mehr oder weniger ohne Anweisung in unser Kayak gesetzt und paddeln drauf los. Entgegen der Kayaktour in Vang Vieng haben wir es hier mit vielen ziemlich ambitionierten Deutschen zu tun, die alle wie die wilden im massiven Tempo lospaddeln. Die Ruhe der Insel scheint bei ihnen noch nicht angekommen zu sein. Etwas gehetzt fahren wir zu unserem ersten Stopp, wo uns ein kleiner Wasserfall erwartet. Der Massage-Wasserfall: man kann sich das Wasser auf Schulter und Kopf tropfen lassen, das habe einen Massage-Effekt. In Wirklichkeit kommt das Wasser mit so einem Tempo vom Berg runtergeschossen, dass man Angst haben muss, dass der Rücken nach der „Massage“ nur noch Brei ist. 😉 Nach einem kleinen Mittags-BBQ irgendwo im Nirgendwo sollen wir mit den Kayaks zum gegenüberliegenden Ufer fahren. Wir Idioten folgen als einzige dem Guide in eine riesen Strömung, der noch scherzhaft sagte „Follow me the easy path!“. Dass das ein Scherz sein soll, checken wir erst, als wir schon kopfüber im Wasser liegen. Ja, wir sind die einzigen der Gruppe, die mit Sack und Pack im Mekong kentern und inklusive sämtlichem Gepäck im Wasser auf Hilfe warten müssen. Pitschnass kommen wir dann irgendwann auch auf der anderen Seite des Ufers an und lassen uns von einem TukTuk weiter zum größten (breitesten) Wasserfall der Welt fahren: Kho Phapheng. Der Wasserfall ist tatsächlich ziemlich beeindruckend, so stellen wir uns die Niagara Fälle vor. Besonders begeistert sind auch die Chinesischen Touristen – so viele Selfies-schießende Menschen haben wir noch nie an einem Ort gesehen. Leider ist das noch nicht das Tourende und so müssen wir die letzten Kilometer bei Sonnenuntergang Richtung Hafen von Don Det paddeln. Mittlerweile ist Kat auf jeden Fall durch mit dem Thema Wasser, Alex darf die letzten Meter also alleine die Paddel benutzten.
Nach der aufregenden Kayaktour entscheiden wir, wieder auf mehr Entspannung im Alltag zu setzen. Der Rest unseres Aufenthalts verläuft jeden Tag in etwa so: wir legen uns frühmorgens in die Hängematten auf unserer Veranda, beobachten Wasserbüffel und Dorffrauen, die im Mekong nach Schnecken suchen (eine laotische Delikatesse. Lutz sagt die schmecken kacke). Nach einem gutem Frühstück und kurzem Schnack mit Lutz oder unseren französischen Nachbarn fahren wir mit unseren Fahrrädern um die Insel, trinken mal einen Fruchtshake, mal futtern wir frische Samosas bei den Dorfdamen. Wir spielen Frisbee auf abgelegenen Feldern und kaufen Bananenstauden für ein paar Cents als Verpflegung. Wir beobachten den Mekong, streicheln Babytiere, klatschen „high five“ mit den laotischen Kids. An Kats Geburtstag verbringen wir den Nachmittag an einer Strandbar, zu der man nur über eine schmale Brücke aus Bambus kommt. Hier gibt es entspannte Musik, Cocktails, Dorfkinder spielen im Wasser oder halten die badenden Besucher auf Trab. Hier ist alles gut, hier wollen wir bleiben.
Leider müssen wir Don Det nach einer Woche verlassen – das tun wir mit einem weinenden aber auch einem lachenden Auge. Unser nächster Schritt auf der Reise soll nach Kambodscha gehen, wo wir Kats Schwester Kim treffen. Wir sind traurig, diesen wunderschönen Ort und die netten Menschen zu verlassen, freuen uns aber auch darauf, bald einen Teil der Familie in den Armen zu halten. Mit einer kräftigen Umarmung verabschieden wir uns von Lutz und lassen uns frühmorgens zum Festland bringen, von wo uns – natürlich – ein Minivan zur Landesgrenze bringt.